DIE "REISEAPOTHEKE"


Die Birkenporlinge

Die beiden auf Fellstreifen aufgefädelten sogenannten "Pilzkugeln" hat Ötzl vermutlich an seinem Gürtel getragen. Es handelt sich um zwei baumschwammartige, kugelförmig geschnittene Gebilde mit runzeliger Oberfläche und weißgrauer Farbe. Die Schnitzspuren an den Kugeln zeigen, daß diese aus einem größeren Stück herausgeschnitten wurden. Sie besitzen einen Durchmesser von ca. 5 Zentimetern und wurden in der Mitte gelocht, damit schmale Fellstreifen zur Befestigung durchgezogen werden konnten. Diese Fellstreifen sind 12 bzw. 14 cm lang, 9 mm breit und 1 mm dick. Die Haare sind wie bei allen anderen Fellfunden großteils ausgefallen.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen haben ergeben, daß die beiden Gebilde aus dem Fruchtkörper des Birkenporlings herausgeschnitten wurden.

Der Birkenporling (Piptoporus betulinus) ist ein Pilz, der nur auf Birken gefunden wurde. Er wird ca. 7 bis 15 cm groß und hat eine gewölbte Oberseite. Er sitzt direkt am Baumstamm an, wobei er meist über Astabbrücke einwächst und sich von dort im Stamm nach unten ausbreitet. Als Stammfäuleerreger, der vor allem ältere, geschwächte Birken befällt, verursacht er eine intensive Braunfäule, die die Bruchgefahr der von ihm besiedelten Birken wesentlich erhöht.

Der Mann aus dem Eis dürfte die Birkenporlinge als eine Art Medizin mit sich geführt haben. Der Porling enthält eine antibiotisch wirkende Substanz, mit der Krankheitserreger bekämpft werden können.

Außerdem sagt man dem Pilz auch eine desinfizierende und blutstillende Wirkung nach.

Ob es sich beim Birkenporling auch um ein Halluzinogen handelt, wie mitunter vermutet wird, hat sich medizinisch noch nicht nachweisen lassen.


Die Schlehdornfrucht

Am Fundort emtdeckte man auch eine Schlehfrucht. Kernsteine dieser Frucht sind häufig bei Ausgrabungen von vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen (Pfahlbauten usw.) zu finden, was auf ihre reichliche Verwendung in der Jungsteinzeit hinweist.

Die Schlehe (Prunus spinosa), auch Schlehdorn, Heckendorn oder Schwarzdorn genannt, zählt zu den Rosengewächsen. Diese kalkliebende Pflanze gedeiht vor allem in Hecken an Weg- und Waldrändern, auf Heiden und an steinigen Hängen. In den Alpen wächst sie bis zu einer Höhe von 1500 Metern. Es handelt sich um einen bis zu drei Metern hohen Strauch mit dornigen Zweigen. Im März treibt der Strauch zahlreiche weiße Blüten. Die ovalen, gesägten Blätter folgen den Blüten erst nach. Im Spätsommer bzw. Frühherbst entwickeln sich die runden, blauen Früchte. Diese 1 bis 1,5 cm großen Steinfrüchte enthalten einen großen Steinkern und eine dünne Schicht grünes, saures Fruchtfleisch.

Schlehfrüchte sind auf Grund des hohen Gehalts an Fruchtsäure und Bitterstoffen so sauer, daß sie die Schleimhäute zusammenziehen und praktisch ungenießbar sind. Erst nach mehrmaligen Durchfrieren im Herbst werden sie roh einigermaßen genießbar. Wegen des geringen Anteils an Fruchtfleisch ist die Schlehfrucht nicht als Nahrungsmittel, sondern als eine an Vitaminen und Mineralstoffen reiche Beikost anzusehen, die gesundheitsfördernd wirkt.


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