DIE HÜLSENFRÜCHTE


Neben hochwertigem Eiweiß enthalten Hülsenfrüchte auch Kalzium und Eisen sowie weitere Nährstoffe wie Thiamin, Niacin und Vitamin A.

Sie sind stärke- und ballaststoffreich, aber fettarm. Mit Getreide, Milch und Ei ergeben sie hochwertige Speisen.
Hülsenfrüchte (Leguminosen) wie Erbsen, Linsen und Bohnen gehören seit der Steinzeit zu den wichtigsten pflanzlichen Eiweißlieferanten für den Menschen. Sie werden aus den reifen, trockenen Samen gewonnen.

Darüberhinaus spielen Hüsenfrüchte in der Fruchtfolge, dem jährlichen Wechsel von Fruchtarten auf demselben Acker, eine entscheidende Rolle.

An den Wurzeln von Hülsenfrüchten siedeln sich Knöllchenbakterien an, da sie von den Wurzelausscheidungen leben können. Die Hülsenfrüchte wiederum können mit Hilfe dieser Knöllchenbakterien Stickstoff direkt aus der Luft binden und als Nährstoff verwenden. Nach der Ernte bleibt ein großer Teil des Strohs und die Wurzeln auf dem Feld zurück, die den Boden so mit dem Stickstoff anreichern, der nun nachfolgenden Kulturen zur Verfügung steht.

Außerdem durchbrechen die kräftigen Wurzeln der Hülsenfrüchte den verhärteten Unterboden und begünstigen somit das Gedeihen der nächsten Fruchtart.


Die ältesten Funde von Erbsen (Pisum sativum) stammen aus der Zeit des frühen Neolithikums ca. um 6750 v. Chr. aus Mesopotamien. Um 6000 v. Chr. erreichte die Erbse das östliche Mittelmeergebiet (Türkei, Griechenland, Israel und Syrien). In den folgenden Jahrhunderten breitete sie sich immer weiter nach Norden aus, zwischen 5500 und 4500 v. Chr. wurde sie auf dem Balkan heimisch. Von dort kam sie mit der ältesten Ackerbaukultur um 4500 v. Chr. nach Mitteleuropa (Deutschland und Polen), gleichzeitig mit den Linsen und den Getreidearten Einkorn, Emmer und Gerste. Sie dürfte daher von Anfang an eine wichtige Rolle in der Ernährung der jungsteinzeitlichen Menschen gespielt haben.

Die Erbse besitzt eine dünne, tief in den Boden eindringende Hauptwurzel, von der sich wenige Nebenwurzeln nach den Seiten hin abzweigen. Der Stengel, einfach oder verzweigt, kann bis zu 2 Meter lang werden und entweder entlang einer Stütze 'klettern' oder am Boden 'kriechen'. Die bis zu 10 cm langen und 4 cm breiten abgerundeten Blätter sind herzförmig, eiförmig oder oval.

Die Hülsen der Erbsen sind bis zu 12 cm lang und ca. 1 bis 2 cm breit, rund bis abgeflacht, gerade oder leicht gekrümmt und an ihren Enden etwas zuspitzt. Ihre Oberfläche ist glatt bis rauh, in der Reife nimmt sie eine gelbe Färbung an. In einer Hülse befinden sich bis zu 10 meist runde Samen mit einem Durchmesser von o,5 bis 1 cm. Sie können glatt oder runzlig und von dunkelbrauner, grüner oder gelblichweißer Farbe sein.

Erbsen werden vor allem als Gemüsebeilage eingesetzt, lange Zeit war die Erbse auch das am meisten gegessene Gemüse.



Die Linsen (Lens culinaris) wurden vermutlich schon um 8000 v. Chr. im Gebiet des "Fruchtbaren Halbmondes" im Vorderen Orient kultiviert und zählen damit zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Von ca. 6000 v. Chr. an breitete sich die Linse über den Balkan bis nach Mitteleuropa aus, wo sie seit ca. 4500 bis 3800 v. Chr. fester Bestandteil im jungsteinzeitlichen Ackerbau ist. Im Verhältnis zur Erbse (bzw. in der Bronzezeit zur Bohne) wurde sie allerdings weniger häufig angebaut, vermutlich weil sie mit ca. zwei Samen pro Schote nicht so ertragreich ist.

Die Wurzel der Linze ist schwach und wenig verzweigt, ihr dünner, kantiger und kurz behaarter Stengel wird bis zu 50 cm hoch und steht meist aufrecht oder halbliegend. Die Laubblätter sind bis zu 5 cm lang und tragen zwischen 4 und 7 Paar schmale, spitz zulaufende Blättchen.

Die 1 bis 1,5 cm langen und 4 bis 8 mm breiten flachen Hülsen besitzen eine rhomboide Form und in der Reife eine hellbraune Farbe. Sie enthalten ein bis drei diskusförmige Samen, die bräunlich, rötlich oder gelblich sein können.

Linsen kommen als Breinahrung, Suppe oder Gemüsebeilage zur Anwendung. Zermahlene Linsen könne auch dem Brotmehl zugesetzt werden.




Die ältesten Funde kleinkörniger Ackerbohnen (Vicia faba) stammen aus der Zeit von 6500 bis 6000 v. Chr. aus Israel. Im Spät- und Endneolithikum - ca. 4300 bis 2800 v. Chr. - wurde die Ackerbohne auch in Griechenland, Spanien und Portugal angebaut. Erst in der Kupfer- und Bronzezeit breitete sich die Ackerbohne vom Mittelmeerraum bis zum Alpenrand hin aus, in der Bronzezeit wurde sie im Alpenvorland neben Erbse und Linse zu einer der wichtigsten Kulturpflanzen, bevor sie gegen Ende der Bronzezeit (1200 bis 700 v: Chr.) in ganz Mitteleuropa heimisch wurde. Ötzl dürfte daher die Ackerbohne noch nicht gekannt haben.

Die Ackerbohne besitzt eine dunkel gefärbte, tiefgehende, im oberen Teil stark verzweigte Pfahlwurzel. Die in West- und Mitteleuropa angebauten Formen bilden aufrechte, stämmige Pflanzen, die eine Höhe von über einen Meter erreichen können. Der vierkantige, hohle Stengel ist zwischen 5 und 15 mm dick, die fleischigen eiförmig-elliptischen Blätter sind hellblaugrün gefärbt, zwischen 4 und 10 cm groß und 1 bis 4 cm breit.

Junge, unreife und meist grüne Bohnen werden (mit der Schotte) als Gemüse gegessen. Bei reifen Bohnen werden nur die Kerne bzw. Samen gegessen, sie werden frisch eingelegt oder getrocknet angeboten. Ackerbohnenmehl kann Getreidemehl zur Erhöhung der Triebkraft des Teiges beigegeben werden, gemahlene Bohnen dienen als Suppeneinlage oder als Bohnenbrei.


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