DIE TÖPFER-TECHNIKEN DER JUNGSTEINZEIT


Töpferwaren, insbesondere Gefäße zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln, wurden in der Steinzeit mittels verschiedener Techniken hergestellt. Dabei mußte der steinzeitliche Keramiker lange Zeit auf eine Töpferscheibe verzichten, deren primitiver Vorläufer (Formplatte, Handdrehscheibe) erst um 4000 v. Chr. in Mesopotamien entwickelt wurde.


Die älteste Herstellungstechnik war vermutlich die sogenannte Aushöhl- oder Quetschtechnik, die sich allerdings nur für kleine Gefäße eignet.

Hier wird zunächst eine meist faustgroße Kugel aus Ton geformt. Anschließend preßt man den Daumen in die Kugel und beginnt vorsichtig eine Schale zu formen, indem man durch gleichmäßiges Quetschen zwischen Daumen und Handinnenseite einen Hohlraum erzeugt.

Zwar handelt es sich bei dieser Methode um eine sehr einfache Technik, nichtsdestotrotz erfordert sie aber Gespür für die Wanddicke.


Bei der Platten - oder Lappentechnik werden zunächst einzelne Tonklumpen mit dem Handballen flach gedrückt, bevor man sie mit einem Rundholz zu einer gleichmäßigen Dicke ausrollt. Während dieses Vorganges sollten die Platten mehrmals gewendet werden, damit sie nicht festkleben. Dann schneidet man die Platten auf die gewünschte Größe zu und läßt sie mehrere Stunden 'lederhart' antrocknen. In diesem Zustand ist der Ton noch feucht und eindrückbar, aber nur noch wenig biegsam.

Die einzelnen Teile des Gefäßes - Bodenplatte und Seitenwände - werden nun sorgsam zusammengefügt. Dazu werden die Verbindungsflächen mit einem spitzen Gegenstand aufgeraut und mit 'Schlicker' bestrichen.

Schlicker ist ein mit Wasser angemachter Tonbrei aus demselben Ton wie das Gefäß. Man kann entweder kleine nasse Tonstückchen solange mit Wasser verrühren, bis sie einen breiartigen Zustand erreichen, oder man rollt ein Stück Ton aus, läßt es trocknen und zerkleinert es dann zu Tonmehl, das sich leichter mit Wasser verrühren läßt.

Nach dem Zusammenfügen der Teile streicht man weiter Schlicker in die Nahtstellen, bis kein Übergang mehr sichtbar ist. Damit verhindert man, daß sie beim Trocknen und Brennen wieder aufreißen.

Man kann als zusätzliche Verstärkung auch noch ein dünnes feuchtes Tonröllchen entlang der Innenkanten des Gefäßes verstreichen.


Die dritte Methode - in der Jungsteinzeit vermutlich am weitesten verbreitet - ist die Wulsttechnik. Mit dieser Technik lassen sich Gefäße in allen Größen, also auch übergroße Behälter, herstellen.

Die Gefäße werden aus dünnen, mindestens fingerdicken, möglichst gleichmäßigen Tonsträngen hergestellt. Dazu wird aus einem Stück Ton eine grobe Wulst geformt. Diese wird auf auf einer ebenen Fläche in einer gleichmäßigen Bewegung von den Handflächen zu den Fingerspitzen unter leichtem Druck hin und her gerollt. Gleichzeitig führt man während dieser Rollbewegung die Hände von der Mitte der Tonwulst langsam nach außen - die Wulst wird immer länger und dünner.

Für den kreisrunden Gefäßboden wird dann entweder eine Tonkugel flachgedrückt oder eine Wulst spiralförmig zusammengelegt und glatt verstrichen.

Auf dem aufgerauhten Rand dieser vorgeformten Bodenplatte werden die weiteren Tonwülste spiralförmig aufgelegt und vorsichtig angedrückt bzw. zusammengefügt, bis die gewünschte Form und Höhe des Gefäßes erreicht ist.

Die Fugen werden dann glatt verstrichen, indem man den Ton mit den Fingerspitzen von oben nach unten zieht oder mit einem flachen Stein bzw. Werkzeugen aus Holz und Knochen glättet.

Beim Füllen der Rillen sollte nicht mit Wasser gearbeitet werden, weil dieses beim Trocknen Hohlräume verursachen könnte, die das Gefäß beim Brennen bersten lassen.

Das sorgfältige Verbinden der einzelnen Wülste bzw. Wulstschichten ist bei dieser Technik entscheidend für die Stabilität des Gefäßes.


Vor dem Brennen kann man die Gefäße noch polieren und verzieren. Dazu läßt man es mindestens einen Tag lang an einem kühlen Ort trocknen, bis es einen lederharten Zustand erreicht.

Mit glatten Steinen oder einem harten Stück Holz werden die Gefäße dann poliert. Dadurch erhalten die Gefäßwände nicht nur eine glattere und schönere Außenseite, das Gefäß ist auch weniger wasserdurchlässig, da sich der Ton an der Außenseite durch das Polieren besser verdichtet.

Eine weitere Möglichkeit, die Wasserundurchlässigkeit zu erhöhen, besteht darin, die Außenseite noch mit einer zusätzlichen Schicht aus feinerem und damit dichterem Ton zu überziehen.

Die Keramiker der Jungsteinzeit waren auch schon in der Lage, ihre Produkte verschiedenfarbig zu gestalten.

Nachdem man erkannt hatte, daß Gefäße je nach Herkunft des Tons beim Brennen unterschiedliche Farben erhalten, wurden ganz bewußt verschiedenfarbige Schlicker hergestellt. Man rührt Tone aus den verschiedenen Vorkommen in Wasser auf, läßt sie sich für einige Zeit absetzen und schöpft dann den obersten Teil dieses schlammartigen Breis ab. Dieser wird nun so lange getrocknet, bis eine gut auftragbare Farbe - grauweiß, gelb, ziegelrot, braun oder schwarz - entsteht, die nun auf das Tongefäß gestrichen wird.

Die Verzierungen erzeugt man durch Ritzen und Gravieren. Wie bereits erwähnt, entwickelten die einzelnen Kulturen der Jungsteinzeit ihre eigenen Dekormöglichkeiten und Formensprachen. So ritzte man z.B. mit kammartigen Werkzeugen parallele Linien in den Ton, preßte mit einem Stück Holz geflochtene Schnüre hinein oder drückte Löcher mit den Fingerspitzen ein usw.

Eingestochene Löcher bzw. geritzte Linien können zusätzlich mit sogenannten 'Inkrustationen' ausgelegt werden. Dabei handelt es sich um farbige verkrustete Einlagen, die entstehen, wenn man die Vertiefungen mit einem krustenbildenden - z.B. kalkhaltigen - Material ausfüllt. Auf diese Weise können zwei- oder mehrfarbige Gefäße geschaffen werden.


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