HAKEN-, KRÜMEL- & VIERKANTPFLUG


Ein Pflug ist ein relativ komplexes Gerät aus mehreren Teilen, das zum Ziehen von Saatfurchen bzw. zum Wenden und Lockern der obersten Bodenschichten dient.

Die Urformen des Pfluges haben sich vermutlich aus dem Grab- bzw. Furchenstock entwickelt. Drückt man einen solchen Stock senkrecht nach unten und zieht ihn gleichzeitig waagrecht in die Arbeitsrichtung, erhält man die Arbeitsweise eines Schwingpfluges.

Die ersten dieser Pflüge waren die Grabstock- oder Hakenpflüge, die aus einem Grabstock bestanden, der eine Zugvorrichtung besaß. Diese horizontale Zugvorrichtung konnte aus einem Seil oder einem sogenannten Pflugbaum (auch Grindel genannt) bestehen. Der Druck in der Vertikalen wurde auf den Grabstock ausgeübt.

Pflugbaum und Sterze (Lenkstange) können beim Hakenpflug entweder aus einem Stück (Baum und Ast) gearbeitet oder aus zwei Teilen zusammengesetzt sein. Neigte man den Hakenpflug mit der Sterze etwas seitlich wurde das Aufwerfen und Wenden der Erde nach einer Seite hin möglich.

In der Folge entwickelten sich immer komplexere Pflugtypen. Diese bestehen aus den Teilen Pflugbaum, Sterze und Sohle. Unter der Sohle versteht man jenen Teil des Pfluges, der am Boden entlangschleift. Der vordere Teil der Sohle ist zugespitzt, um als Pflugschar zu dienen, die den Boden aufreißt. In späterer Zeit wird vor der Sohle eine eigene Pflugschar zum Aufwühlen und Wenden des Bodens angebracht.

Der wohl am weitesten verbreitete Pflugtyp in der Jungsteinzeit war wohl der Krümelpflug.

Beim Krümelpflug - benannt nach dem stark abwärts gebogenen Pflugbaum - bestehen Pflugbaum und Sohle meist aus einem Stück. Die fast senkrechte Sterze oder Lenkstange wird hinter der Anwachsstelle des Pflugbaumes in die Sohle eingesetzt.

Pflüge dieser Art fand man in Deutschland im ostfriesischen Walle bei Aurich in einer Torfschicht und in Papau bei Thorn in einem Flachmoor. Beide waren aus Eichenholz gefertigt und besaßen ungefähr dieselben Maße, eine ca. 60 cm lange Sohle sowie einen 3 Meter langen Pflugbaum. Es existieren zudem noch bildliche Darstellungen dieses Pfluges aus der Jungsteinzeit. Eine Besonderheit stellt der Pflug von Dabergotz in Brandenburg dar. Dieser besitzt eine ruderblattförmige zugespitzte Pflugschar vor der Sohlenspitze, deren Stiel in einer Durchbohrung des Pflugbaums steckt.

Während der Jungsteinzeit entstanden auch erste Formen des Vierkantpfluges. Im Gegensatz zum Krümelpflug bilden beim Vierkantpflug in der Regel Sterze und Sohle eine Einheit, während der Pflugbaum in dem Winkel zwischen Sterze und Sohle eingelassen ist. Als vierter Teil ist nun auch eine eigene Stütze vorhanden, Griessäule genannt, die Pflugbaum und Sohle miteinander verbindet.

Gezogen wurden die Pflüge entweder von den Menschen selbst oder von Zugtieren. Zu diesem Zweck wird am vorderen Ende des Pflugbaumes ein einfacher Holzhaken angebracht, in dem das Joch der Zugtiere eingehängt wurde. Die ersten von Ochsen gezogene Hakenpflüge wurden um 4500 v. Chr. in Mesopotamien eingesetzt; um 3500 v. Chr. erreichten sie auch Europa.


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