DIE STEINSCHEIBE MIT FELLRIEMEN


Ein Fundstück, über dessen eigentliche Bedeutung man sich nicht ganz im Klaren ist, ist die sogennante Troddel mit der Steinscheibe (oder -perle).

Hierbei handelt es sich um eine flachrund geschliffene Scheibe aus weißem Dolomit, die in der Mitte gelocht worden war (möglichweise mit dem Feuersteinbohrer). Die Scheibe mißt im Durchmesser 2,26 Zentimeter und besitzt eine Dicke von 3,7 Millimetern.

Durch die Mittellochung ist ein mehrfach geknoteter Fellriemen gefädelt, der eine Schlaufe bildet, durch die weitere neun spiralig aufgedrehte Riemen gezogen sind. Diese Fellriemen sind zwischen 6 und 10 Millimeter breit, einen Millimeter dick und bis zu 70 Zentimeter lang. Um ihre röhrenartige Form zu erhalten, wurden sie im nassen Zustand gedreht und dann so getrocknet.

Die Fellriemen dürften mit ziemlicher Sicherheit als Ersatz- und Reperaturmaterial gedient haben. Immerhin finden sich solche Fell- und Lederriemen in relativ großer Zahl an Ötzls Kleidung (Schuhe, Grasmantel usw.) und Ausrüstung (Köcher, Beil usw.), wo sie großen Belastungen ausgesetzt waren und vermutlich von Zeit zu Zeit erneuert werden mußten.

Die Bedeutung der Steinperle selbst ist dagegen schwer zu bestimmen. Zum einen könnte es sich um einen reinen Schmuckgegenstand handeln, zum anderen kann dem Gegenstand wegen seiner auffallend hellen Farbe vom Menschen der Vorzeit eine magische Bedeutung zugeschrieben worden sein; möglicherweise war es auch eine Art schamanisches Instrument.


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