Die Jagd nach dem Goldservice von Jacques Futrelle
IV »Aber Mr. Herbert wünscht niemanden zu sehen, Sir«, protestierte Blair. »Teilen Sie Mr. Herbert bitte mit, dass seine Kaution zurückgezogen wird, es sei denn, ich kann ihn auf der Stelle sehen«, wies Die Denkmaschine ihn an. Er wartete in der Halle, während Blair die Stufen hinaufging. Dick Herbert nahm die Karte ungeduldig und sah sie kurz an. »Van Dusen«, grübelte er. »Wer zum Teufel ist Van Dusen?« Blair wiederholte die Nachricht, die er unten erhalten hatte. »Wie sieht er aus?«, fragte Dick. »Er ist ein runzliger kleiner Mann mit einem großen gelben Kopf, Sir«, erwiderte Blair. »Lass ihn heraufkommen«, wies Dick ihn an. Und so traf die Denkmaschine innerhalb einer Stunde, nachdem er mit Mr. Meredith gesprochen hatte, mit Dick Herbert zusammen. »Was soll das mit der Kaution?«, fragte Dick. »Ich wollte Sie sprechen«, kam die gelassene Antwort des Wissenschaftlers. »Das schien der einfachste Weg, Sie glauben zu machen, es sei wichtig, so –« Dick's Gesicht färbte sich wegen dieses Tricks dunkelrot. »Nun, Sie haben mich jetzt gesehen!«, brach es zornig aus ihm heraus. »Ich sollte Sie die Treppe runterwerfen, aber – worum geht es?« Obwohl er keinen Sessel angeboten bekommen hatte, nahm sich Die Denkmaschine trotzdem einen und ließ sich bequem darin nieder. »Wenn Sie mir für einen Moment zuhören wollten, ohne mich zu unterbrechen«, begann er gereizt, »glaube ich, wird der Gegenstand meiner Bemerkungen von tiefer persönlicher Bedeutung für Sie sein. Ich bin interessiert an der Lösung dieser Randolph'schen Goldservice-Affäre und bin möglicherweise bei meinen Untersuchungen weitergekommen als jeder andere. Zumindest weiß ich mehr darüber. Wie auch immer, es gibt ein paar Dinge, die ich leider nicht kenne, die aber von größter Wichtigkeit sind.« »Ich sage Ihnen –«, tobte Dick los. »Zum Beispiel,« fuhr der Wissenschaftler ruhig fort, »ist es für mich sehr wichtig, zu erfahren, ob Harry Meredith maskiert war oder nicht, als er letzten Donnerstag Nacht in diesen Raum kam.« Dich blickte ihn mit einer Überraschung an, die fast schon Ehrfurcht nahekam. Seine Augen waren weit aufgerissen, der untere Teil seines Gesichtes hing schlaff herab, dann klappte er seinen Mund zusammen und setzte sich der Denkmaschine gegenüber nieder. Der Zorn war aus seinem Verhalten verschwunden; stattdessen sorgte Besorgnis für eine Blässe in seinem glattrasierten Gesicht. »Wer sind Sie, Mr. Van Dusen?«, fragte er schließlich. Sein Ton war ruhig, sogar repektvoll. »War er maskiert?«, beharrte der Wissenschaftler auf seiner Frage. Für eine Weile hüllte sich Dick in Schweigen. Schließlich erhob er sich und schritt nervös im Raum auf und ab, wobei er jedes Mal, wenn er sich umdrehte, seinen Blick auf die kleine Gestalt der Denkmaschine richtete. »Ich werde nichts sagen«, entschied er. »Wollen Sie mir den Grund für den Streit, den Sie und Meredith in Harvard hatten, erklären?« fragte der Wissenschaflter. Wieder folgte eine lange Pause. »Nein«, sagte Dick schließlich. »Hatte es irgendetwas mit Diebstahl zu tun?« »Ich weiß nicht, wer Sie sind oder warum Sie in einer Affäre herumschnüffeln, die, zumindest an der Oberfläche, Sie nichts angeht«, erwiderte Dick. »Ich werde überhaut nichts sagen – es sei denn – es sei denn, Sie schaffen den einen Mann, der diese Affäre aufklären kann und sollte, herbei. Schaffen Sie ihn hier in diesen Raum, wo ich meine Hände an ihn legen kann!« Die Denkmaschine blinzelte mit Bewunderung in seiner Miene auf die kräftigen Schultern. »Ist es Ihnen jemals in den Sinn gekommen, Mr. Herbert, dass Harry Meredith und sein Vater von genau derselben Statur sind?« Irgendein namenloser, vager Ausdruck schlich sich in Dick's Gesicht, trotz seines offensichtlichen Bemühens, ihn zurückzuhalten, und wieder starrte er auf den kleinen Mann im Stuhl. »Und dass Sie und Mr. Meredith praktisch von derselben Statur sind?« Gequält von ungestellten Fragen und Gefühlen, die ihn gezwungen hatten, die ganze Zeit zu schweigen, schritt Dick weiter auf und ab. Sein Kopf wirbelte. Das Gebäude, das er so sorgfältig bewacht hatte, fiel um ihn herum in sich zusammen. Plötzlich hielt er inne und wandte sich zur Denkmaschine um. »Was genau wissen Sie über diese Affäre?«, fragte er. »Ich weiß vor allem eines«, erwiderte der Wissenschaftler bestimmt, »nämlich, dass Sie nicht der Mann in dem Automobil waren.« »Woher wissen Sie das?« »Das ist jetzt nicht von Bedeutung.« »Wissen Sie, wer in dem Automobil war«, wollte Dick wissen. »Ich kann diese Frage nur beantworten, wenn Sie meine beantworten«, fuhr der Wissenschaftler fort. »War Harry Meredith maskiert, als er diesen Raum letzten Donnerstag Nacht betrat?« Dick setzte sich, auf seine nervös arbeitenden Hände starrend. Schließlich nickte er. Die Denkmaschine verstand. »Sie erkannten ihn also an etwas, was er sagte oder trug?« Wieder nickte Dick widerstrebend. »Beides«, fügte er hinzu. Die Denkmaschine lehnte sich in seinem Sessel zurück und saß da für eine lange Zeit. Zuletzt erhob er sich, als ob das Interview an seinem Ende angelangt war. Es schien keine weiteren Fragen zu geben, die er zu diesem Zeitpunkt zu stellen wünschte. »Sie müssen nicht unnotwendigerweise beunruhigt sein, Mr. Herbert«, versicherte er Dick, als er seinen Hut aufnahm. »Ich werde mit Diskretion in dieser Angelegenheit vorgehen. Ich repräsentiere niemanden, der dafür sorgen könnte, es für Sie unerfreulich zu machen. Ich kann Ihnen noch sagen, dass Sie zwei schwere Fehler gemacht haben: den ersten, als Sie, unmittelbar nachdem das Goldservice das zweite Mal gestohlen worden war, mit Mr. Randolph in Kontakt traten, und wieder, als Sie etwas unternahmen, was eigentlich in den Aufgabenbereich der Polizei gehört.« Herbert hatte sein Gesicht noch immer in seinen Händen, als Die Denkmaschine hinausging. Es war sehr spät diese Nacht – tatsächlich schon nach zwölf Uhr – als Hutchinson Hatch Die Denkmaschine besuchte, mit deutlich spürbarer Erregung in Ton, Benehmen und Auftreten. Er war es gewohnt, zu jeder Stunde vorbeischauen zu können; nun fand er den Wissenschaftler an der Arbeit, als wäre es mitten am Tag. »Der schlimmste Fall ist eingetreten«, erzählte ihm der Reporter. Die Denkmaschine blickte sich nicht einmal um. »Detective Mallory und zwei von seinen Männern haben heute abend gegen neun Uhr Miss Meredith aufgesucht«, berichtete Hatch hektisch, »und pressten ein Geständnis aus ihr heraus.« »Was für ein Geständnis?« »Sie gab zu, dass sie in dem Automobil in der Nacht des Balles gewesen war und dass –« »Mr. Herbert bei ihr war«, ergänzte der Wissenschaftler. »Ja.« »Und – was noch?« »Dass ihre eigenen Juwelen, geschätzt auf zwanzigtausend Dollars, unter denen waren, die in Herbert's Besitz gefunden wurden, als er festgenommen wurde.« Die Denkmaschine drehte sich um, sah ungerührt auf den Reporter und hob seine Hand zum Mund, um ein Gähnen zu verdecken. »Nun, was anderes konnte sie nicht tun«, sage er ruhig.
V Hutchinson Hatch blieb noch über eine Stunde bei der Denkmaschine, und als er ging, brummte sein Schädel vor der Menge an Anweisungen, mit denen er überhäuft worden war. »Treffen Sie mich zu Mittag in Detective Mallory's Büro im Polizeipräsidium«, hatte Die Denkmaschine zum Abschluss gesagt. »Mr. Randolph und Miss Meredith werden auch dort sein.« »Miss Meredith?«, wiederholte Hatch. »Sie wurde aber nicht festgenommen, und ich bezweifle, dass sie kommen will.« »Sie wird kommen«, hatte der Wissenschaftler geantwortet, als ob dies alles entscheide. Am nächsten Tag saß der Chefermittler in seinem privaten Büro. Er schwebte auf allen Wolken; Triumph und Genugtuung spiegelten sich auf seinem Antlitz wieder. Das Lächeln blieb, wurde aber durch Neugier ergänzt, als sich die Tür öffnete und Die Denkmaschine, begleitet von Dollie Meredith und Stuyvesant Randolph, hereintrat. »Ist Mr. Hatch schon da?«, fragte der Wissenschaftler. »Nein«, erwiderte der Detective. »Du meine Güte!«, murrte der andere. »Es ist schon eine Minute nach zwölf. Was kann ihn aufgehalten haben?« Seine Antwort war das Klappern einer Droschke und Hatch, der einen Augenblick später in Fleisch und Blut erschien. Er kam geradewegs in den Raum, blickte sich um und hielt dann inne. »Haben Sie alles bekommen?«, fragte die Denkmaschine. »Ja, das habe ich, aber –«, begann der Reporter. »Nichts weiter jetzt«, befahl der andere. Es folgte eine kleine Pause, als sich Die Denkmaschine einen Stuhl auswählte. Die anderen setzten sich ebenfalls.»Nun?« fragte der Chefermittler schließlich. »Ich würde gerne fragen, Mr. Mallory«, sagte der Wissenschaflter, »ob es mir möglich ist, Sie von Mr. Herbert's Unschuld bezüglich der Vorwürfe gegen ihn zu überzeugen?« »Auf keinen Fall«, erwiderte der Detective sofort. »Auf keinen Fall, weil ich Fakten vor mir liegen habe, ergänzt durch die Aussage von Miss Meredith hier – ihr Geständnis.« Dollie errötete lieblich und ihre Lippen zitterten leicht. »Ist es möglich, Miss Meredith«, fuhr die monotone Stimme fort, »Sie von Mr. Herbert's Unschuld zu überzeugen?« »Ich – ich glaube nicht«, zögerte sie. »Ich – ich bin mir sicher.« Plötzlich sprudelten die Tränen, die mit Schwierigkeit zurückgehalten worden waren, und Die Denkmaschine blinzelte in gequälter Überraschung zu ihr hin. »Lassen Sie das«, befahl er. »Das ist – das ist äußerst irritierend.« Er unterbrach sich für einen Moment, dann drehte er sich plötzlich zu Mr. Randolph um. »Und Sie?«, fragte er. Mr. Randolph zuckte mit seinen Achseln. Die Denkmaschine lehnte sich weiter in seinen Sessel zurück und starrte träumend nach oben, die Spitzen seiner langen, schlanken Fingern aneinandergelegt. Hatch kannte diese Haltung nur zu gut; etwas würde geschehen. Er wartete gespannt. Detective Mallory kannte sie auch nur zu gut und wand sich unruhig. »Nehmen Sie an«, begann der Wissenschaftler, »nehmen Sie einfach an, dass wir ein klein wenig menschliche Intelligenz auf dieses Problem anwenden, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen. Sehen wir einmal, ob wir nicht die Wahrheit in dem ganzen tolpatschigen Durcheinander erkennen, das die Polizei zu verursachen geholfen hat. Lassen Sie uns Logik benutzen, unbestreitbare Logik, um ganz einfach aufzuzeigen, dass Mr. Herbert, anstatt schuldig, unschuldig ist.« Dolly Meredith beugte sich plötzlich mit gerötetem Gesicht, weit aufgerissenen Augen und leicht geöffneten Lippen in ihrem Stuhl nach vorn. Detective Mallory lehnte sich ebenfalls in seinem Stuhl nach vorn, aber auf seinem Gesicht zeigte sich ein anderer Ausdruck – oh, ein ganz anderer! »Miss Meredith, wir wissen, dass Sie sich in dem Automobil mit dem Einbrecher, der das Goldservice stahl, befanden«, fuhr Die Denkmaschine fort. »Sie wissen höchstwahrscheinlich, dass er verwundet war, und Sie haben ihm möglicherweise entweder beim Verbinden der Wunde geholfen – wie es jede Frau tun würde – oder dafür gesorgt, dass er sich selbst verband?« »Ich habe sie mit meinem Taschentuch verbunden«, erwiderte das Mädchen. Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern. »Wo befand sich die Wunde?« »In der rechten Schulter«, erwiderte sie. »Hinten oder vorn?«, bohrte der Wissenschaftler nach. »Hinten«, erwiderte sie. »In der Nähe des Armes, ungefär ein Inch unterhalb der Schulter.« Mit Ausnahme der Denkmaschine war Hatch die einzige Person in dem Raum, dem diese Aussage etwas sagte, und er hielt nur mit Mühe einen Aufschrei zurück. »Nun, Mr. Mallory«, fuhr der Wissenschaftler gelassen fort, »kennen Sie zufällig Dr. Clarence Walpole?« »Ich habe von ihm gehört, ja«, erwiderte der Detective. »Er ist ein Mann von beträchtlichem Ruf.« »Würden Sie ihm eine Aussage unter Eid glauben?« »Nun, sicher, natürlich.« Der Chefermittler zerrte an seinem borstigen Schnurrbart. »Wenn Doktor Walpole eine Wunde versorgen und später, unter Eid, ihre genaue Position anzeigen sollte, würden Sie ihm glauben?« »Nun, ich müsste das, natürlich.« »Sehr gut«, kommentierte Die Denkmaschine knapp. »Nun will ich eine unwiderlegbare wissenschaftliche Tatsache zu Ihrer weiteren Erleuchtung darlegen. Sie mögen sie auf jede Art und Weise, die Sie wollen, überprüfen. Kurz gefasst, die menschlichen Blutkörperchen besitzen einen durchschnittlichen Durchmesser von einundreissigdreihundertstel Inch. Merken Sie sich das bitte: einundreissigdreihundertstel. Die Genauigkeit der Messungen hat eine Stufe der Perfektion erreicht, die für den, der nichts davon versteht, fast unfassbar ist.« Er schwieg so lange, dass sich Detective Mallory wieder zu winden begann. Die anderen hatten sich nach vorne gebeugt und hörten mit völlig unterschiedlichen Ausdrücken in ihren Mienen zu. »Nun, Mr. Mallory«, setzte Die Denkmaschine schließlich fort, »einer Ihrer Männer hat zweimal auf den Einbrecher in dem Automobil geschossen, wenn ich es recht verstanden habe?« »Ja – zwei Schüsse.« »Mr. Cunningham?« »Ja, Detective Cunningham.« »Ist er gerade hier?«
»Ich nehme an, Sie können über jeden Schatten eines Zweifels hinaus beweisen«, fuhr der Wissenschaftler fort, immer noch an Mr. Mallory gewandt, »dass zwei Schüsse – und nur zwei – abgefeuert wurden?« »Ich kann es mit zwanzig Zeugen beweisen«, war die Antwort. »Gut, sehr gut«, rief der Wissenschaftler aus, und er drehte sich zu Cunningham um. »Sie sind sicher, dass nur zwei Schüsse abgefeuert wurden?« »Ich bin mir sicher, ja«, erwiderte Cunningham. »Ich habe sie abgefeuert.« »Darf ich einmal Ihren Revolver sehen?« Cunningham zog die Waffe hervor und reichte sie ihm. Die Denkmaschine warf lediglich einen kurzen Blick darauf. »Das ist der Revolver, den sie benutzt haben?« »Ja.« »Sehr gut,« bemerkte der Wissenschaftler ruhig. »dann ist allein auf diese Aussage hin bewiesen, dass Mr. Herbert bezüglich der gegen ihn erhobenen Anklage unschuldig ist.« Ein überraschtes Keuchen ertönte von allen Seiten. Hatch begann zu sehen, worauf Die Denkmaschine hinauswollte, und betrachtete neugierig das bezaubernd sorgenvolle Antlitz von Dollie Meredith. Er sah dort die seltsamsten Gefühlsregungen. »Bewiesen, dass er unschuldig ist?« schnaubte Detective Mallory. »Aber Sie haben ihn soeben selbst verurteilt, so weit ich sehen kann.« »Menschliche Blutkörperchen haben, wie ich sagte, einen durchschnittlichen Durchmesser von einunddreissigdreihunderstel Inch«, nahm der Wissenschaftler wieder seinen Faden auf. »Sie unterscheiden sich natürlich immer leicht. Nun, die Blutkörperchen des Einbrechers in dem Automobil maßen genau einunddreissigeinundvierzigsiebenhunderstel von einem Inch. Mr. Herbert's Blutkörperchen, auf dieselbe Weise und mit denselben Instrumenten getestet, maßen präzise einunddreissigfünfundsechzighundertstel.« Er hielt inne, als ob das bereits alles gewesen war. »Bei George!« rief Mr. Randolph aus. »Bei George!« »Das ist alles Mumpitz«, platzte Detective Mallory heraus. »Das hat keinerlei Bedeutung für eine Jury oder irgendeinen anderen Mann mit Hausverstand.« »Diese Differenz in den Messungen beweist über jede Zweifel hinaus, dass Mr. Herbert nicht verwundet wurde, weil er sich im Automobil aufhielt«, fuhr Die Denkmaschine fort, als ob es keine Unterbrechung gegeben hätte. »Nun, Mr. Cunningham, darf ich fragen, ob Ihnen der Rücken des Einbrechers zugewandt war, als Sie feuerten?« »Ja, ich glaube schon. Er entfernte sich von mir.« »Nun, diese Aussage stimmt mit der Aussage von Miss Meredith überein und zeigt, dass der Einbrecher im Rücken verwundet wurde. Doktor Walpole verband Mr. Herbert's Wunde zwischen zwei und drei Uhr morgens, also nach dem Maskenball. Mr. Herbert war angeschossen worden, aber die Wunde befand sich auf der Vorderseite seiner rechten Schulter.« Entzücktes Erstaunen erstrahlte auf Dollie Meredith's Gesicht; sie klatschte unwillkürlich in ihre Hände, als ob sie einem Bühnenereignis applaudieren würde. Detective Mallory wollte etwas sagen, besann sich aber eines Besseren und starrte stattdessen Cunningham wütend an. »Nun, Mr. Cunningham sagte aus, dass er mit diesem Revolver auf den Einbrecher geschossen hat.« Die Denkmaschine fuchtelte mit der Waffe unter Detective Mallory's Nase herum. »Dabei handelt es sich um die übliche Polizeiwaffe. Kaliber 38. Auf Mr. Herbert ist aber mit einem Kaliber 32 geschossen worden. Hier ist die Kugel.« Und er warf sie auf den Tisch.
VI Seltsame Gefühlsregungen, verheddert mit aufgewühlten, alptraumhaften Eindrücken vermischten sich in Dollie Meredith's hübschen Kopf zu schreiender Unordnung. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Schließlich gelangte sie zu dem Kompromiss, in Erinnerung an gewisse innige Küsse zu erröten, die sie – Dick Herbert zuteil werden hat lassen? Nein, es war nicht Dick Herbert gewesen. Oh, Gott! Detective Mallory sprang auf die Kugel zu wie ein Hund auf einen Hasen, und wandte und drehte sie zwischen seinen Fingern. Cunningham lehnte sich über seine Schulter, dann nahm er eine Patrone aus dem Revolver und verglich die Größe der Kugeln. Hatch und Mr. Randolph, die ihm dabei zuschauten, sahen ihn den Kopf schütteln. Die Kugel war zu klein für den Revolver. Der Chefermittler drehte sich plötzlich und grimmig zu Dollie um und hielt ihr einen anklagenden Finger vor das erschrockene Gesicht. »Mr. Herbert hat Ihnen gestanden, dass er mit Ihnen in dem Automobil saß, oder?« »J-ja«, stotterte sie. »Sie waren sich sicher, dass er bei Ihnen war?« »Ich dachte, dass ich mir sicher bin.« »Sie wären nicht mit einem anderen Mann weggelaufen?« »Natürlich nicht!« Eine Flamme der Entrüstung überzog ihre Wangen. »Ihre Schmuckschatulle wurde unter dem Diebesgut in seinem Besitz aufgefunden?« »Ja, aber –« Mit einem Wink seiner Hand verhinderte der Chefermittler Erklärugen und wandte sich um, um auf Die Denkmaschine zu starren. Dieser unerschütterliche Gentleman veränderte seine Haltung nicht im mindesten, noch senkte er den festen, nach oben gerichteten Blick seiner Augen. »Wenn Sie endlich fertig sind, Mr. Mallory«, sagte er nach einer Pause, »will ich erklären, wie und unter welchen Umständen das gestohlene Goldservice und die Juwelen in Mr. Herbert's Besitz kamen.« »Machen Sie weiter«, drängten Mr. Rabdolph und Hatch in einem Atemzug. »Sie können erklären, was immer Sie wollen; ich habe ihn mit dem Diebesgut erwischt«, erklärte der Chefermittler störrisch. »Wenn die einfachsten Regeln der Logik eine Tatsache feststellen, wird sie unwiderlegbar«, fuhr der Wissenschaftler fort. »Ich habe bewiesen, dass Mr. Herbert nicht der Mann in dem Automobil war – der Einbrecher. Nun, was geschah dann mit Mr. Herbert? Seit seiner Festnahme hat er zweimal ausgesagt, dass es für ihn nutzlos wäre, etwas erklären zu wollen, weil ihm niemand glauben würde, und ohne Beweis würde ihm auch niemand geglaubt haben, am allerwenigsten Sie, Mr. Mallory.« »Es ist eine bestätigte Tatsache, dass Miss Meredith und Mr. Herbert geplant hatten, in der Nacht des Balles von Seven Oaks aus durchzubrennen. Ich könnte mir denken, dass Mr. Herbert es für nicht klug gehalten hat, dass Miss Meredith sein Kostüm kannte, während ihm natürlich ihres bekannt gewesen sein musste. Der Plan war also, dass er sie erkennen sollte, aber wie es sich zeigen sollte, war sie es, die ihn erkannte – oder dachte, dass sie das würde – und das war der wahre Grund für dieses bemerkenswerte Durcheinander.« Er warf einen kurzen Blick auf Dollie. »Ist das richtig?« Dollie nickte errötend. »Nun, Mr. Herbert ging nicht auf den Ball – warum nicht, werde ich später erklären. Und so vermutete Miss Meredith in dem eigentlichen Einbrecher Mr. Herbert, und uns ist bekannt, wie sie gemeinsam die Fliucht ergriffen, nachdem der Einbrecher das Goldservice und verschiedene Schmuckstücke gestohlen hatte. Wir müssen dem Einbrecher eine bemerkenswerte Intelligenz zuschreiben, dass er, als ihn eine junge und attraktive Frau – ich möchte sagen, eine schöne Frau – als einen anderen ansprach, auf der Stelle einen Vorteil darin erblickte. Zum Beispiel könnte das Mädchen, sobald der Diebstahl entdeckt würde, die Polizei unbewusst von seiner Spur abbringen, wenn sie ihnen gegenüber die vermeintliche Identität des Einbrechers aufdeckt. Weiters handelt es sich bei ihm um einen kühnen, verwegenen Menschen; die pure Liebe zu einem solchen Abenteuer mag ihn gereizt haben. Auch ist es möglich, dass er Miss Meredith für eine Diebin hielt, die der Gefahr einer Enttarnung oder Festnahme ausgesetzt war, und eine natürliche Ritterlichkeit für jemanden seiner Zunft hat ihn veranlasst, so zu handeln, wie er es tat. Und da ist immer noch die Möglichkeit, dass er wusste, dass er mit Mr. Herbert verwechselt wurde.« Langsam begann auch Dollie durchzublicken. »Die Art und Weise der Flucht, der Verfolgung und alles das ist uns bekannt«, fuhr der Professor fort, »deshalb machen wir einen Sprung zur Rückgabe des Goldservices. Die Logik macht sofort offensichtlich, dass das das Werk von Miss Meredith hier war. Mr. Herbert konnte es natürlich nicht zurückgesandt haben, da es sich nicht in seinem Besitz befand; und der Einbrecher würde es nicht zurückgeschickt haben. Sie muss, als sie zu spät realisierte, dass der Mann, mit dem sie unterwegs war, tatsächlich ein Dieb war – und wahrscheinlich immer noch glaubte, dass es Mr. Herbert war – das Goldservice genommen haben und im Schutz der Dunkelheit entkommen sein?« Der Tonfall beinhaltete eine Frage und Die Denkmaschine wandte sich blinzelnd an Dollie. Wieder nickte sie. Sie war von seinem Vortrag gefesselt, fasziniert. »Es war für sie eine einfache Angelegenheit, das Goldservice per Eilzustellung zurückzuschicken, wobei sie die Vorteile eines unbewohnten Hauses und der Bereitschaft eines Fremden, um einen Paketwagen zu telefonieren, ausnutzte. Auf diese Weise haben wir das Goldservice wieder in Seven Oaks, und wir haben es durch die einzige Möglichkeit dort, mit der es dorthin zurückgekehrt sein kann, wenn wir alle bekannten Tatsachen berücksichtigen.« Die Denkmaschine hielt inne und saß schweigend da, nach oben blickend. Seine Zuhörer setzten sich in ihren Stühlen zurecht und warteten ungeduldig. »Nun, warum gestand Mr. Herbert gegenüber Miss Meredith, dass er das Tafelgeschirr gestohlen hat?«, fragte der Wissenschaftler wie zu sich selbst. »Vielleicht zwang sie ihn dazu. Mr. Herbert ist ein junger Mann von unerschütterlicher Treue und mit einem grimmigen Sinn von Humor, letzteres eine Eigenschaft, mit der die Polizei nicht vertraut ist. Wie auch immer, Mr. Herbert hat Miss Meredith gestanden, dass er der Einbrecher war, aber er machte dieses Geständnis offensichtlich nur, weil sie ihm nichts anderes geglaubt hätte, und weil die scheinbare Notwendigkeit, den wahren Einbrecher zu schützen, immer noch sein Denken bestimmte. Was er wollte, war das Mädchen. Wenn die Tatsachen nie ans Licht kommen würden, wäre für ihn alles in Ordnung; wenn sie ans Licht kommen würden, würden sie den, den er schützte, in die Sache verwickeln, aber nicht durch seine Schuld – und damit wäre für ihn immer noch alles in Ordnung.« »Bah!« rief der Chefermittler aus. »Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ein Mann keinen Diebstahl gesteht, es sein denn –« »So können wir wohl als sicher annehmen«, fuhr Die Denkmaschine fast freundlich fort, »dass Mr. Herbert, indem er den Diebstahl – möglicherweise als Streich – gestand, Miss Meredith's Vertrauen zurückgewann; dass sie ein zweites Mal das Durchbrennen planten. Das wird praktisch durch eine Unterredung bestätigt, die Mr. Hatch mit Mr. Herbert, unmittelbar nachdem Mr. Herbert Miss Meredith aufgesucht hatte, führte. Und dann, während sich die Angelegenheit auf diese Weise entwickelte, stahl der tatsächliche Einbrecher, dem ich bereits unübliche Eigenschaften zugeschrieben habe, das Goldservice zum zweiten Mal – wir wissen, wie.« »Herbert stahl es, meinen Sie wohl!«, polterte Detective Mallory los. »Dieser Diebstahl folgte unmittelbar der Versöhnung von Miss Meredith und Mr. Herbert«, fuhr Die Denkmaschine unverwandt fort, ohne den Einwurf mit dem geringsten Zeichen zu beachten. »Deshalb war es nur natürlich, dass er diejenige Person war, die am meisten an einer erneuten Rückgabe des Goldservices interessiert war. Er unternahm es, selbst dafür zu sorgen. Das Ergebnis sah so aus, dass er, während die Polizei scheiterte, das Goldservice und eine Menge von Juwelen entdeckte, dem Einbrecher abnahm, und gerade damit beschäftigt war, das Eigentum von Mr. Randolph zurückzugeben, als die Polizisten ihn festnahmen. Das war auch der Grund, warum er lachte.« Detective Mallory erhob sich von seinem Stuhl und wollte etwas Unhöfliches zu sagen. Die Anwesenheit von Dollie Meredith ließen ihn diese Worte zurückhalten, und er schluckte hart. »Wer ist dann«, verlangte er nach mehrmaligen Schlucken zu wissen – »wer, sagen Sie, ist der Dieb, wenn es nicht Herbert ist?« Die Denkmaschine blickte ihm kurz in das Gesicht, dann wandte er sich zu Hatch um. »Mr. Hatch, wie lautet der Name, den ich sie herauszufinden bat?« »George Francis Hayden«, war die stotternde Antwort, »aber – aber –« »Dann ist George Francis Hayden der Dieb«, erklärte Die Denkmaschine mit Nachdruck. »Aber ich – ich wollte sagen«, platzte Hatch heraus – »Ich wollte sagen, dass George Francis Hayden seit zwei Jahren tot ist.« Die Denkmaschine sprang hoch und starrte den Reporter an. Es herrschte gespanntes Schweigen, das schließlich durch das Kichern von Detective Mallory gebrochen wurde. »Tot?«, wiederholte der Wissenschaftler ungläubig. »Sind Sie sicher?« »Ja, ich – ich bin mir sicher.« Die Denkmaschine stand noch einen weiteren Moment da, ihn anblinzelnd, dann drehte er sich um und verließ den Raum.
VII Eine halbe Stunde später tauchte Die Denkmaschine unangekündigt bei Dick Herbert auf. Die Eingangstür war nicht versperrt gewesen, und Blair wohl irgendwo in den hinteren Räumlichkeiten. Herbert blickte einigermaßen überrascht auf, um gerade noch rechtzeitig zu sehen, wie sein Besucher sich forsch in einen Sessel fallen ließ. »Mr. Herbert«, begann der Wissenschaftler, »ich habe mich von meiner Arbeit ablenken lassen, um der Polizei zu beweisen, dass Sie nicht mit Miss Meredith in dem Automobil gewesen waren, und dass Sie nicht das Goldservice, das in Ihrem Besitz gefunden wurde, gestohlen haben. Nun kenne ich zufällig den Namen des Diebes, und –« »Und wenn Sie diesen einer lebenden Seele gegenüber erwähnen«, fügte Dick plötzlich und heftig hinzu, »werde ich mich vergessen und – und –« »Sein Name ist George Francis Hayden«, fuhr der Wissenschaftler fort. Dick fuhr ein wenig zusammen und richtete sich dann auf; seine drohende Haltung fiel von ihm ab und er hielt inne, um verwundert in das verhutzelte Antlitz vor sich zu starren. Nach einem Moment gab er einen tiefen Seufzer der Erleichterung von sich. »Oh!«, rief er aus. »Oh!« »Ich weiß, dass das nicht derjenige ist, von dem sie dachten, dass er es wäre«, fuhr der andere fort, »aber die Tatsache bleibt, dass Hayden der Mann ist, mit dem Miss Meredith ahnunglos durchbrannte, und dass Hayden der Mann ist, der tatsächlich das Goldservice und die Juwelen gestohlen hat. Weiters bleibt die Tatsache, dass Hayden –« »Tot ist«, ergänzte Dick grimmig. »Sie sprechen –«, er hustete ein wenig. »Sie sprechen über Dinge, von denen Sie keine Ahnung haben.« »Er kann nicht tot sein«, bemerkte der Wissenschaftler ruhig. »Aber ist tot!«, beharrte Dick.
Dick war nicht sicher, ob er erzürnt oder amüsiert sein sollte. Er entschied, die Angelegenheit für den Augenblick ruhen zu lassen und zu sehen, wie seltsam sich die Sache weiter entwickeln würde. »Seit wann ist er tot?«, fuhr der Wissenschaftler fort. »Seit ungefähr zwei Jahren.« »Und Sie wissen das genau?« »Ja, ich weiß es genau.« »Woher wissen Sie es?« »Weil ich auf seinem Begräbnis war«, kam die prompte Antwort. Dick sah einen Schatten von Ungeduld sich über die Miene seines Besuchers legen und sofort wieder vergehen. »Wie starb er?«, fragte der Wissenschaftler. »Er verschwand von seinem kleinen Segelboot«, antwortete Dick. »Er war alleine, nur in einem Badeanzug, zum Segeln gegangen. Einige Stunden später trieb das Boot mit der Flut herein, ohne ihn. Zwei oder drei Wochen später wurde der Körper geborgen.« »Ah!«, rief Die Denkmaschine aus. Dann sprach er ungefähr für eine halbe Stunde und während er scharfsinnig, unverblümt, zeitweise sogar dramatisch, fortfuhr, riss Dick Herbert seine Augen immer weiter auf. Am Ende erhob er sich und ergriff die schlanken, weißen Finger des Wissenschaftlers herzlich mit seinen eigenen, sein Benehmen näherte sich so etwas wie Ehrfurcht. Schließlich setzte er seinen Hut auf und sie gingen gemeinsam hinaus. An diesem Abend versammelten sich auf die Bitte der Denkmaschine hin um acht Uhr in einem Salon des Hauses der Greytons Detective Mallory, Hutchinson Hatch, Mr. Randolph, Mr. Meredith, Mr. Greyton und Dollie Meredith. Sie warteten auf irgendetwas – aber niemand wusste genau, worauf. Schließlich ertönte das Klingeln der Glocke, und Die Denkmaschine trat ein. Hinter ihm kamen Dick Herbert, Dr. Clarence Walpole und ein Fremder. Mr. Meredith blickte rasch zu Herbert, und Dollie streckte ihr Kinn hochmütig vor und starrte mit versteinerter Miene, die keinen Kompromiss zuließ, vor sich hin. Dick flehte mit seinen Augen um ein Zeichen des Erkennens, aber es war zwecklos, weshalb er sich dort niedersetzte, von wo aus er sie unbeobachtet betrachten konnte. Eigenartige Gefühle huschten über das Antlitz des Chefermittlers. Er wusste, dass genau hier und jetzt der Boden unter ihm weggezogen werden würde, und er war sich nicht wirklich sicher, ob noch irgendetwas für ihn zum Festklammern zurückgelassen würde. Dieser erste Eindruck verstärkte sich noch, als Die Denkmaschine Doktor Walpole mit einem betont auffälligen Blinzeln in Richtung von Mr. Mallory vorstellte. Der Detective presste seine Zähne hart zusammen. Die Denkmaschine setzte sich nieder, streckte seine schlanken Beine aus, richtete seine Augen nach oben, und legte seine Finger präzise aneinander, Spitze an Spitze. Die anderen beobachteten ihn gespannt. »Wir müssen ein paar Jahre zurückgehen, um zum eigentlichen Beginn der Geschehnisse zu kommen, die sich im Laufe der letzten Woche so seltsam zuspitzten«, sagte er. »Da gab es eine enge Freundschaft dreier junger Männer im College. Es handelte sich um Mr. Herbert hier, ein Erstsemester, Harry Meredith jr. und George Francis Hayden jr.. Diese Freundschaft, nichts Ungewöhnliches an einem College, wurde von den jungen Männern etwas romantischer gemacht, indem sie sich selbst ›Das Dreieck‹ nannten. Sie bewohnten dieselben Räume und waren bis zu einem bestimmten Grad eine verschworene Gemeinschaft. Durch sein Engagement im Football löste sich Mr. Herbert verständlicherweise bis zu einem gewissen Ausmaß aus dieser Exklusivität.« Der Hauch einer Erinnerung begann in Hatch's Geist zu arbeiten. »Einer machte den Vorschlag, drei dreieckige Uhranhänger anzufertigen, die in jeder Weise identisch waren, ausgenommen der Initialen auf der Rückseite. Sie stellten ein Symbol dar, das für jeden außer für ›Das Dreieck‹ bedeutungslos war. Sie wurden auf Bestellung hin angefertigt und sind deshalb die einzigen drei dieser Art in der ganzen Welt. Mr. Herbert hat nun einen an seiner Uhrkette, mit seinen eigenen Initialen; es gibt ein anderes mit den Initialen ›G.F.H.‹ in dem Haufen von Juwelen, den Mr. Mallory bei Mr. Herbert sicherstellte. Der dritte wird von Harry Meredith getragen, der gerade in Buenos Aires weilt. Der dortige amerikanische Konsul hat dies in einem Telegramm bestätigt. Im letzten Studienjahr waren die drei jungen Männer des ›Dreiecks‹ in das mysteriöse Verschwinden eines wertvollen Diamantringes verwickelt. Es wurde vom College vertuscht, nachdem es als erwiesen erschien, dass Mr. Herbert der Dieb war. Da er um seine Unschuld wusste und der Meinung war, dass ausschließlich Harry Meredith Gelegenheit hatte, den Diebstahl, dessen er beschuldigt wurde, durchgeführt zu haben, stellte er diesen zur Rede. Zu dieser Zeit hatte er auch eine Unterredung mit Harry's Vater. Das Ergebnis der Unterredung bestand darin, dass Mr. Meredith nur noch stärker von Mr. Herberts Schuld überzeugt war. Tatsächlich war in diesem Fall George Francis Hayden der Dieb.« Leises Murmeln der Überraschung wurde laut, und Mr. Meredith drehte sich um und starrte Dick Herbert an. Dollie warf ihm einen kuzren Blick aus dem Augenwinkel zu, lächelte und setzte sich dann züchtig auf. »Das war das Ende des ›Dreiecks‹«, fuhr der Wissenschaftler fort. »Ungefähr ein Jahr später traf Mr. Herbert Miss Meredith. Vor etwa zwei Jahren wurde bekannt, dass George Francis Hayden beim Segeln ertrunken sei. Das wurde durch die Bergung seines Körpers offensichtlich bestätigt, und eine Versicherungsgesellschaft zahlte eine große Summe – ich glaube, es waren $ 25.000 – einer Frau aus, die angab, mit ihm verheiratet gewesen zu sein. Aber George Francis Hayden war nicht ertrunken; er ist noch immer am Leben. Es war ein sorgfältig geplanter Versicherungsbetrug, und er hatte Erfolg. Das war also die Situation bis zum vergangenen Donnerstag – die Nacht des Maskenballs auf Seven Oaks –, außer dass inzwischen eine Liebesaffäre zwischen Miss Meredith und Mr. Herbert entstanden war. Der Vater war wegen des Vorfalls auf dem College dagegen. Sowohl Miss Meredith als auch Mr. Herbert erhielten Einladungen zu diesem Ball. Es war eine Gelegenheit zum Durchbrennen, die sie zu nutzen beabsichtigten. Mr. Herbert ließ ihr ausrichten, welches Kostüm sie tragen sollte, das seine war ihr nicht bekannt. Am Donnerstag Nachmittag schickte Miss Meredith ihre Schmuckschatulle, die fast alle ihre Juwelen enthielt, an Mr. Herbert. Sie wollte diese natürlich bei sich haben; sie planten möglicherweise eine Reise ins Ausland. Das Dienstmädchen in diesem Haus nahm die Schatulle und übergab sie in Mr. Herbert's eigene Hände. Habe ich recht?« Er drehte sich direkt zu Dollie um und blinzelte. »Ja«, japste sie. Sie lächelte beunruhigt ihren Vater an, der ein paar sehr heftige Bemerkungen an sich selbst richtete. »An diesem Punkt hielt es das Schicksal in der Gestalt eines maskierten Einbrechers für angebracht, in die Affäre einzugreifen«, machte der Wissenschaftler nach einem Augenblick weiter. »Um neun Uhr dreissig, Donnerstag Abend, als Mr. Herbert alleine war, betrat der maskierte Einbrecher, George Francis Hayden, Mr. Herbert's Haus, wobei er wahrscheinlich dachte, dass alle ausgegangen waren. Dort traf er, immer noch maskiert, auf Mr. Herbert, der ihn – an etwas, was der Einbrecher sagte, und an dem dreieckigen Anhänger, den er trug – als Harry Meredith erkannte. Erinnern Sie sich, er dachte, dass er wusste, dass George Francis Hayden tot war. Nach einem Wortwechsel kam es zu einem persönlicher Zusammenstoß zwischen den beiden Männern. George Francis Hayden feuerte einen Schuss ab, der Mr. Herbert in die rechte Schulter traf – auf der Vorderseite. Er nahm die Schmuckschatulle, in die Mr. Herbert seine Einladungskarte für den Ball gelegt hatte, an sich und ging weg, Mr. Herbert besinnungslos auf dem Boden zurücklassend.« Dollie's Gesicht wurde plötzlich blass und sie holte tief Luft. Als sie unwillkürlich einen raschen Blick auf Dick warf, las sie die Liebe in seinen Augen, und ihre Farbe kehrte mit einem Schwung zurück. »Einige Stunden später, als Mr. Herbert wieder zu Bewusstsein gelangt war«, machte die eintönige Stimme weiter, »suchte er Doktor Walpole, den nächstgelegenen Arzt, auf und dort wurde die Kugel entfernt und die Wunde verbunden. Die Kugel hatte Kaliber 32?« Doktor Walpole nickte. »Und Mr. Cunninghams Revolver ist ein 38er«, fügte der Wissenschaftler hinzu. »Wenden wir uns nun wieder dem Einbrecher zu. Er fand die Einladung in der Schatulle, und der verwegene Plan, den er später so perfekt ausführte, kam ihm als Eingebung. So wie er war, ging er auf den Ball. Nerven, Selbstbewusststein und Humor führten zum Erfolg. Den Rest kennen wir. Unter diesen Umständen wollte Mr. Herbert, der glaubte, dass Harry Meredith der Dieb war, natürlich nichts sagen, was Schande über den Namen des Mädchens, das er liebte, bringen würde. Stattdessen gestand er gegenüber Miss Meredith, die damals sein Leugnen nicht akzeptieren konnte, und die er wieder für sich gewinnen wollte – Erklärungen konnten später folgen –, den Diebstahl, woraufhin sie die zweite Flucht planten. Als Miss Meredith das Goldservice per Eilzustellung zurückschickte, konnte ein zweiter Diebstahl nicht vorhergesehen werden. Und hier zeigt sich uns die Zähigkeit des wahren Einbrechers – George Francis Hayden. Er kehrte zurück und stahl das Goldservice in Seven Oaks. Das stieß natürlich den zweiten Plan für das Durchbrennen um. Mr. Herbert stellte nun Nachforschungen an, fand eine Spur, folgte ihr, und entdeckte nicht nur das Tafelgeschirr, sondern auch eine große Menge an Schmuckstücken.« Es kam eine Pause. Eine Rakete stieg in Hatch's Verstand auf und explodierte, die ganze verwickelte Geschichte erleuchtend. Detective Mallory saß stumm da, im Geist harsche Worte formulierend. Mr. Meredith erhob sich, ging hinüber zu Dick Herbert und schüttelte ihm feierlich die Hand, woraufhin er sich wieder niedersetzte. Dollie lächelte reizend.
VIII »Genauso hat es sich in Wirklichkeit abgespielt«, sagte Die Denkmaschine nach einer kleinen Weile. »Woher ich das weiß? Logik, Logik, Logik! Der logische Geist kann an irgendeinem Punkt beginnen und gelangt, ob er nun bei gleichen Möglichkeiten vorwärts oder rückwärts arbeitet, zu einer natürlichen Schlussfolgerung. Das ist so sicher wie zwei und zwei vier ergibt – nicht manchmal, sondern immer. Zu Beginn dieses Falles hatte ich Mr. Hatch's detaillierte Untersuchung von jeder Einzelheit. Auf Grund einer Eingebung brachte er Mr. Herbert und Miss Meredith mit der Affäre in Zusammenhang und sprach mit beiden, bevor die Polizei überhaupt Kenntnis von ihnen hatte. In anderen Worten, er schaffte mit einem Sprung, wofür diese Tage benötigte. Nach dem zweiten Diebstahl kam er zu mir und erzählte die ganze Geschichte.« Der Reporter errötete bescheiden. »Mr. Hatch's Überzeugung, dass das, was Mr. Herbert und Miss Meredith erlebten, mit dem Diebstahl zu tun hatte«, fuhr der Wissenschaftler fort, »konnte nur auf diesen Weg bestätigt oder widerlegt werden, da Mr. Herbert in Schweigen verharrte – auf Grund seiner Loyalität. Ich erkannte das. Aber, bevor ich überhaupt weiterforschte, konnte ich klar sehen, was tatsächlich geschehen war, wenn ich voraussetzte, dass hier eine gewisse Verbindung bestand. Und so kam ich, das kann ich hier sagen, zum praktisch sicheren Schluss, dass Miss Meredith einen Bruder hatte, obwohl ich noch nie von ihm oder ihr gehört hatte.« Er hielt kurze Zeit inne und drehte nachdenklich seine Daumen.
»Nun gut, ich begann mit den Blutflecken in dem Automobil, um Mr. Herbert entweder mit dieser Affäre in Verbindung zu bringen oder auszuschließen«, erwiderte der Wissenschaftler. »Sie wissen, wie ich die Bluttests machte. Sie zeigten eindeutig, dass das Blut auf der Polsterung nicht von Mr. Herbert stammte. Erinnern Sie sich bitte, dass, obwohl ich wusste, dass Miss Meredith ebenfalls in dem Automobil war, ich auch wusste, dass sie nicht verwundet worden war; deshalb musste das Blut von irgendjemand anderem stammen – dem Mann. Nun, ich wusste, dass Mr. Herbert verwundet worden war – er wollte nur nicht sagen, auf welche Weise. Wenn es zu Hause geschehen ist, würde er nicht zum nächsten Arzt gehen? Höchstwahrscheinlich. Ich fand Doktor Walpole's Namen im Telefonbuch – er wohnt Herbert's Wohnung am nächsten – und sandte Mr. Hatch dorthin, wo er erfuhr, dass sich die Wunde auf der Vorderseite befand und von einer Kugel Kaliber 32 herrührte. Mir war bereits bekannt, dass die Polizeirevolver vom Kaliber 38 waren, deshalb konnte Mr. Herbert nicht in dem Automobil verwundet worden sein. Das schloss Mr. Herbert als einen Verdächtigen für den ersten Diebstahl aus, trotz der Tatsache, dass seine Einladungskarte an der Tür vorgezeigt worden war. Es war daher vernünftig anzunehmen, dass die Einladung gestohlen worden war. Unmittelbar nachdem das Goldservice mit Eilzustellung zurückgekehrt war, führte Mr. Herbert eine Aussöhnung mit Miss Meredith herbei. Aus diesem und auch anderen Gründe konnte ich einfach nicht glauben, dass er an dem zweiten Diebstahl beteiligt sein sollte, wie ich auch wusste, dass er am ersten unschuldig gewesen war. Alles muss erst einmal erdacht werden, bevor es geschaffen werden kann; deshalb ist Vorstellungskraft einer der unerlässlichsten Teile eines wissenschaftlichen Gehirns. In diesem Fall konnte ich mir nur vorstellen, warum Mr. Herbert schwieg. Erinnern Sie sich, er war angeschossen worden und wollte nicht sagen, von wem. Warum? Wenn es ein gewöhnlicher Dieb gewesen wäre – und ich kam zur Idee von einem Dieb, weil sich die Einladungskarte in anderen Händen als den seinen befand – würde er nicht gezögert haben zu sprechen. Deshalb musste es ein ungewöhnlicher Dieb gewesen sein, der mit jemanden, der ihm nahe und lieb war, in Verbindung stand. Niemand stand ihm näher und lieber als Miss Meredith. Hat sie ihn angeschossen? Nein. Hat ihr Vater ihn angeschossen? Wahrscheinlich nicht, aber möglich. Ein Bruder? Das erschien mir am wahrscheinlichsten. Für den Augenblick nahm ich an – wissen konnte ich es nicht –, dass es sich um einen Bruder handeln würde. Woher kannte Mr. Herbert diesen Bruder? Aus seinen College-Tagen? Mr. Hatch brachte mir eine Liste der Studenten der drei Jahre vor seinem Abschlussjahr und dort fand ich den Namen, Harry Meredith. Sie sehen, Schritt für Schritt führte mich reine Logik zu etwas Greifbarem, Eindeutigem. Mein nächster Schritt bestand darin, Mr. Meredith aufzusuchen und um die Adresse seines Sohnes zu bitten – seines einzigen Sohnes –, den ich, offen gesagt, zu diesem Zeitpunkt für den wahren Dieb hielt. Aber sein Sohn weilte in Südamerika. Das überraschte mich ein wenig und führte dazu, dass ich den Vater als möglichen Dieb in Betracht zog. Er war aber in der fraglichen Nacht in Baltimore. Ich akzeptierte das nach einigen – äh – einigen freundlichen Worten mit Mr. Meredith für den Augenblick als Tatsache. Nun die Frage: War der Mann, der bei Mr. Herbert den Diebstahl beging, höchstwahrscheinlich seine Wohnung betrat und ihn anschoss, maskiert? Mr. Herbert bestätigte dies. Ich formulierte die Frage so, dass Harry Meredith's Name fiel – sehr zu Mr. Herbert's Besorgnis. Woran hatte er ihn als Harry Meredith erkannt? An etwas, das er sagte oder trug? Mr. Herbert bejahte das – beides. Deshalb hatte ich einen maskierten Einbrecher, der weder Harry Meredith noch Harry Meredith's Vater sein konnte. Wer war er? Ich entschied, Mr. Hatch diesen Punkt für mich näher untersuchen zu lassen, und ging, um Doktor Walpole aufzusuchen. Dieser übergab mir die Kugel, die er aus Mr. Herbert's Schulter entfernt hatte. Kurz darauf kam Mr. Hatch mit der Mitteilung zu mir geeilt, dass Miss Meredith zugegeben hat, dass Mr. Herbert ihr gegenüber ein Geständnis abgelegt hatte. Mir war sofort klar, warum er ihr gegenüber geständig gewesen war. Dann unternahm Mr. Hatch für mich die Nachforschungen über Herbert's und Harry Meredith's Karrieren im College. Er erinnerte sich teilweise daran und grub auch die Affäre über das ›Dreieck‹ und den Diebstahl eines Diamantringes aus. Ich hatte Mr. Hatch gefragt, für mich herauszufinden, ob Harry Meredith und Mr. Herbert einen gemeinsamen Vertrauten im College gehabt hatten. Sie hatten: George Francis Hayden, das dritte Mitglied des ›Dreiecks‹. Damit schien die Frage geklärt zu sein, aber Mr. Hatch stieß alles um, als er erklärte, dass Mr. Hayden verstorben sei. Ich brach sofort auf, um Mr. Herbert zu treffen. Von ihm erfuhr ich, dass, obwohl von Mr. Hayden angenommen wurde, tot und begraben zu sein, kein eindeutiger Beweis dafür vorlag; der geborgene Körper war drei Wochen im Wasser gewesen und folglich fast unkenntlich. Aus diesem Grund deutete der Diebstahl unvermeidlich auf Mr. Hayden. Warum? Weil der Einbrecher an etwas erkannt worden war, was er sagte oder trug. Es wäre schwierig für Mr. Herbert gewesen, einen maskierten Mann so eindeutig zu erkennen, es sei denn, der maskierte Mann trug etwas, das er eindeutig erkannte, oder sagte etwas, das er eindeutig erkannte. Verständlicherweise dachte Mr. Herbert, dass der maskierte Mann Harry Meredith wäre, aber mit Harry Meredith in Südamerika konnte es sich bei dem Dieb unwiderlegbar nur um George Francis Hayden handeln. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Nach einer kurzen Unterhaltung über Hayden, während der Mr. Herbert mir mehr von dem ›Dreieck‹ und den drei Uhranhängern erzählte, nahmen er und ich weitere Ermittlungen vor. Er führte mich zu den Räumen, wo er das Goldservice und die Juwelen gefunden hatte – eine Wohnung in einem Appartementhaus, das dieser Gentleman führt.« Der Wissenschaftler drehte sich zu dem Fremden um, der bisher ein schweigsamer Zuhörer gewesen war. »Er identifizierte auf einer alten Fotografie George Francis Hayden als den Bewohner einer der Wohnungen. Mr. Herbert und ich durchsuchten den Ort. Meine – basierend auf der erwiesenen Verwegenheit von George Francis Hayden – wachsende Zuversicht, dass er der eigentliche Dieb in dem College-Vorfall gewesen war, war bewiesen, als ich dort diesen Ring fand – den Ring, der zu jener Zeit gestohlen worden war – mit den eingravierten Initialen des Besitzers.« Die Denkmaschine zog den Ring hervor und bot ihn Detective Mallory an, dem langsam aber sicher der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. »Auf eine andere Weise erfuhren Mr. Herbert und ich von dem Versicherungsschwindel – das heißt, als uns klar wurde, dass George Francis Hayden nicht tot war, wussten wir, dass ein Betrug stattgefunden haben musste. Zuletzt war Mr. Hayden als Chester Goodrich bekannt. Er gilt als vermisst, seit Mr. Herbert in seiner Abwesenheit das Goldservice und die Juwelen in seinen Räumen sichergestellt hat. Ich könnte noch hinzufügen, dass er sich bis zu dem Tag des Maskenballes durch einen Vollbart vor einem zufälligen Wiedererkennen geschützt hat. Er ist nun glattrasiert.« Die Denkmaschine warf Mr. Mallory einen kurzen Blick zu. »Ihr Mann – Downey, glaube ich – hat ausgezeichnete Arbeit geleistet«, sagte er, »als er die Wege von Miss Meredith, von dem Zeitpunkt, als sie das Automobil stehen ließ, bis zu ihrer Rückkehr nach Hause, zurückverfolgte und später, als er sie zu Mr. Herbert führte. Es ist nicht verwunderlich, dass Sie von seiner Schuld überzeugt waren, wenn wir das in seinem Besitz aufgefundene Diebesgut und die Wunde in seiner Schulter berücksichtigen. Das einzige Problem besteht darin, dass er nicht den wahren Kern erkannt hatte.« Das war alles. Für eine lange Zeit herrschte Schweigen. Dollie Meredith's hübsches Gesicht strahlte und ihre Augen hefteten an ihrem Vater. Mr. Meredith blickte kurz zu ihr hin, räusperte sich mehrmals, dann stand er auf und bot seine Hand Dick Herbert an. »Ich habe Ihnen Unrecht getan, Sir«, sagte er erst. »Erlauben Sie mir, mich zu entschuldigen. Ich denke, dass möglicherweise meine Tochter –« Das war überflüssig. Dollie war bereits neben Dick, und ein stürmischer, schmatzender, schallender Kuss widerhallte ihres Vater's Worte. Dick mochte das ziemlich und war bereit für mehr, aber Dollie warf ihre Arme impulsiv um den Hals der Denkmaschine, und er – nahm seine Belohnung in Empfang. »Sie liebes altes Ding!« gluckste sie. »Sie sind fast zu süß und niedlich für alles.« »Du meine Güte! Du meine Güte!«, regte sich Die Denkmaschine auf. »Lassen Sie das. Das ärgert mich zutiefst.« * * * * * Ungefähr drei Monate später, als die Suche für George Francis Hayden nur mehr lauwarm im Gange war, erhielt Miss Meredith drei Tage vor ihrer Heirat mit Dick Herbert eine kleine Schachtel, die einen Ring und eine Notiz enthielt. Diese war kurz gehalten:
Während Dollie den Ring mit gemischten Gefühlen untersuchte, starrte Dick auf den Poststempel auf dem Päckchen. »Das ist eine Klasse-Spur«, sagte er begeistert. Dollie drehte sich, die Drohung in seinen Worten erkennend, zu ihm um und nahm das Papier, das den Poststempel trug, aus seiner Hand. »Lass uns so tun«, sagte sie behutsam – »lass uns so tun, als ob wir nicht wissen, woher es kam!« Dick starrte sie kurz an – und küsste sie.
ENDE
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