DER BRAND DER TONGEFÄSSE


Die Menschen der Jungsteinzeit verstanden es bereits, Keramik zu brennen. Die Tongefäße wurden vor dem Brennen für mehrere Wochen an einem kühlen Ort gelagert, damit sie gut trocknen konnten.

Anfänglich wurden die Tongefäße am offenen Feuer (Feldbrand) bei ca. 800° gebrannt. Bei dieser einfachen Methode besteht allerdings die Gefahr, daß die Gefäße beim Brennen relativ leicht zerspringen können.

Die Gefäße werden auf eine mehrere Zentimeter hohe Unterlage aus Steinbrocken und Tonscherben gestellt und dann mit Feuerholz kreisförmig umgeben. Das Feuer wird zunächst einmal ungefähr zwei Stunden lang in Gang gehalten, ohne daß dabei die Flammen das Brenngut berühren sollen. Auf diese Weise wird das Brenngut vorsichtig erhitzt, so daß die in ihr befindliche Restfeuchte langsam entweichen kann, ohne daß es zu einem Zerspringen kommt.

Im Laufe der folgenden Stunden schiebt man das Feuer immer näher an die Tongefäße in der Mitte heran, um die auf die Rohlinge wirkende Hitze zu steigern. Nach mehreren Stunden sollten die Gefäße fertig gebrannt sein.

Allerdings werden die Gefäße bei einer Brenntemperatur von 800° C noch nicht wasserdicht. Die Wasserdichtheit eines Tongefäßes kann aber erreicht werden, wenn man es mehrmals mit Milch auskocht. Dabei sollte der Milch, mit der des Gefäß bis zum Rand gefüllt werden muß, mit Kalk versetzt werden.


Zum Brennen in einer Brenngrube hebt man eine ca. 60 cm tiefe Erdgrube aus, die einen Durchmesser von ein bis zwei Metern besitzt. Der Aushub wird wallförmig um den Grubenrand herum aufgeschüttet. In der Mitte der Grube läßt man ein Feuer bis zur Glut herunterbrennen, über die man eine lockere Schicht aus Gras, feuchten Blättern u.ä. als sogenannte "Flammenbremse" ausbreitet. Darauf schichtet man nun eine Lage Feuerholz. Die Tongefäße, deren Ton eine Magerung von mindestens 10 % enthalten muß, werden auf diesen Holzrost gesetzt und zeltförmig mit weiteren trockenen Ästen umgeben.

Dabei muß zügig gearbeitet werden, da die Glut am Boden der Grube bald das darüberliegende Holz entzündet. Wenn alles in Flammen steht, muß das Feuer mindestens zwei Stunden lang durch vorsichtiges Nachlegen von Brennholz in Gang gehalten werden. Dabei muß auch darauf geachtet werden, daß das Brenngut immer glutbedeckt ist, damit es bei einem möglichen kalten Luftzug nicht zerspringt.

Gegen Ende des Brandes läßt man wieder alles bis zur Glut herunterbrennen und deckt die Grube mit dem Aushub wieder zu. Nach ungefähr 24 Stunden kann die Grube wieder geöffnet und die gebrannten Keramikgefäße herausgenommen werden. Durch den Mangel an Sauerstoff während des Abkühlens in der zugeschütteten Grube erhalten die Gefäße eine grau- oder schwarzfleckige Färbung.

Wie beim Feldbrand erreicht man bei dieser Methode nur eine relativ niedrige Brenntemperatur von 800° C, weshalb die Gefäße noch wasserdicht gemacht werden müssen.


Um 4000 v. Chr. wurden schließlich die ersten backofenartigen Töpferöfen entwickelt, in denen das Brenngut vom Feuerholz und den Flammen getrennt wird. Durch den Temperaturstau im Inneren des Ofens wird eine gleichmäßigere Ausheizung der Brennkammer und damit eine größere Hitze erreicht.

Der über einer ca. 1 Meter tiefen Grube errichtete Ofen besteht aus zwei Teilen, einem kuppelförmigen Brennraum von ca. 120 cm Durchmesser und dem länglichen Heiz- oder Schürkanal. Letzterer ist der eigentliche Feuerraum, der in Hauptwindrichtung vor den Brennraum gesetzt wird. Seine Grundfläche beträgt ca. 1/3 der Fläche des Brennraums. Beide Teile sind durch eine Öffnung miteinander verbunden; die Kanten des Übergangs werden abgerundet, um Strömungswiderstände zu verringern.

Der Mantel des Ofens besteht aus einem Geflecht aus Weidenruten, das mit sandigem, gut durchgeknetetem Lehm verstrichen wird. Nach dem Auftragen des Lehms sollte die Wandstärke mindestens 10 cm betragen. In der Mitte der Kuppel wird ein breiter Rauchabzug aufgesetzt, eventuell seitlich eine Beschickungsöffnung ausgespart. Sowohl die Kuppel als auch der Schürkanal werden beheizt, um sie auszubrennen.

Durch die Beschickungsöffnung werden die Tongefäße in den Brennraum gegeben, dort mit ihrer Öffnung nach unten gestapelt und mit einer Schicht aus Scherben abgedeckt. Anschließend wird die Beschickungsöffnung verschlossen und im Heizkanal ein Feuer entfacht. Die Anfangstemperatur sollte niedrig sein, um ein Zerspringen des Brenngutes zu verhindern, durch stetes Nachlegen von Feuerholz, das immer tiefer in den Heizkanal geschoben wird, wird die Temperatur dann vorsichtig gesteigert. Bei guter Sauerstoffzufuhr kann eine Brenntemperatur von über 900° C erreicht werden. Diese muß dann über mehrere Stunden gehalten werden. Der Brennvorgang wird beendet, indem kein Holz mehr nachgelegt wird.

Der gebrannte Ton nimmt an sich die Farbe an, die im Ton vorgegeben ist. Will man auch hier eine Schwarzfärbung der Gefäße erzielen, müssen nach Beendigung des Brandes alle Öffnungen des Ofens verschlossen und abgedichtet werden. Der Mangel an Sauerstoff sorgt während der Abkühlungsphase wieder für eine Schwarzfärbung der Keramik.


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