DIE FEUERSTEINBEARBEITUNG


Der Feuerstein (auch Silex oder Flint genannt) ist eine Form von Quarzgestein aus Siliziumdioxid, das vor 100 Millionen Jahren aus kieselsäurespeichernden Meereslebewesen (Kieselalgen, Kieselschwämme u.ä.) entstanden ist.

Es handelt sich dabei um ein sehr dichtes Gestein, das beim Zerschlagen einen scharfkantigen, flach muscheligen Bruch ergibt. Aufgrund seines schalenartigen Aufbaus läßt sich der Feuerstein hervorragend in eine Richtung spalten. Seine Abschläge sind sehr hart und besitzen rasiermesserscharfe Kanten.

Wegen dieser besonderen Eigenschaften bildeten der Feuerstein und mineralogisch verwandte Gesteinsarten wie Hornstein das ideale Rohmaterial für steinzeitliches Werkzeug.

(Wirft man einen Feuerstein ins Feuer, verdampft das Wasser des wasserhältigen Siliziumdioxids und der Stein zerplatzt bzw. explodiert, wobei er scharfe Steinsplitter aussendet.)

Feuerstein kann in zahlreichen Farben zum Vorschein kommen: durchsichtig, weiß, grau, gelb, rot, braun und schwarz. Die Farbe kann daher auch Auskunft über den Herkunftsort des Steins geben und zeigt, daß er ein wichtiges Handelsprodukt im Europa der Steinzeit war, das auch über weite Strecken transportiert wurde.

So findet man z.B. schwarzen Feuerstein auf Rügen in Deutschland, bei Mön in Dänemark, bei Maastricht in Holland, bei Cambridge in England oder bei Troyes in Frankreich. Brauner Feuerstein kann bei Fakse in Dänemark und bei Aachen in Deutschland, gelber und roter Feuerstein bei Villandry in Frankreich und bei Szentgál in Ungarn gefunden werden.


Meist befand sich in der Umgebung der Behausung ein eigener Steinschlagplatz, auf dem die Steine zu Geräten verarbeitet wurden. In der Steinzeit entwickelte man eine eigene Methode zur Gewinnung von geeigneten Abschlägen (auch Absplisse oder Klingen genannt) einer Feuersteinknolle.

Nachdem man die Knolle halbiert hat, legt man von der glatten Bruchfläche ausgehend nach unten einen sogenannten Leitgrat an. Das geschieht durch das Wegschlagen kleiner Steinteile. Diese Vorbereitung der Abbaufläche gestattet die Herstellung von leicht gewölbten Abschlägen mit ausgewogenen Proportionen (Länge, Breite, Dicke).

Mit dem Abschlagen der ersten Klinge beginnt man am oberen Ende des Leitgrates. Dazu wird entweder direkt mit einem sogenannten Schlag- oder Hammerstein (meist aus Felsgestein) auf die obere Kante geschlagen oder man setzt vorher eine Art Meisel aus Hartholz, Knochen oder Geweih an (Zwischenstücktechnik). Auf diese Weise können nacheinander lange, dünne Klingen rund um den Kernstein herum abgespalten werden.

(Der sogenannte Kernstein oder Nukleus, d.i. der Rest der Knolle, mit den charakteristischen Abschlagbahnen kann häufig in steinzeitlichen Fundmassen gefunden werden.)

Die auf diese Weise gewonnenen Klingen besitzen eine Vorderseite mit einem Leitgrat in der Mitte, messerscharfe Kanten auf beiden Seiten sowie eine bucklig abgerundete Rückseite.

Diese Klingen waren bereits als Messer verwendbar, konnten aber auch zu verschiedenen Werkzeugen wie Kratzer, Schaber, Bohrer, Pfeilspitzen, Sicheln usw. weiterverarbeitet werden. Dazu mußten ihre Kanten und Flächen mit einem Retuscheur überarbeitet werden. Anschließend wurden sie zur besseren Handhabung meist mit Holzgriffen geschäftet.


© 2003 PIRG