DAS DRILLEN & ZWIRNEN


Nachdem die Fasern durch Reiben zwischen Daumen und Zeigefinger für die Weiterverarbeitung besser präpariert wurden, müssen die relativ kurzen Fasern zu einem garnähnlichen Strang versponnen werden.

Die Fasern werden zu diesem Zweck zusammengedreht, d.h. gedrillt. Diese Drehung sorgt für den notwendigen Zusammenhalt der einzelnen Fasern und verhindert, daß sich das Garn wieder auflöst.

Durch die Anzahl der nebeneinanderliegenden Fasern wird die Dicke des Garns bestimmt. Während des Drehens werden an den Enden immer neue Fasern eingebunden, sodaß das Garn länger wird.

Beim Drehen der Garne gibt es zwei Möglichkeiten. Bei der sogenannten S-Drehung drehen die Fasern nach links, bei der Z-Drehung nach rechts.

Dieselben Richtungen gibt es, wenn zwei oder mehr Garne zu einem Zwirn zusammengedreht, d.h. gezwirnt, werden. Beim Drehen eines Zwirns wird in den meisten Fällen entgegen der Drehrichtung der Garne gearbeitet. Ein Zwirn ist um einiges stärker und strapazierfähiger als ein Garn derselben Stärke.

Durch die Drehung werden die parallel liegenden Garne eng miteinander verbunden. Die Anzahl der Drehungen beeinflußt den Charakter des Zwirns. Weniger Drehungen resultieren in einem losen, weichen Zwirn, während zahlreiche Drehungen einen harten Zwirn zur Folge haben.

Das linke Beispiel zeigt einen aus zwei Garnsträngen gedrehten Zwirn. Die Garne wurden in Z-Richtung gedrillt und dann in S-Richtung gezwirnt. Das rechte Beispiel zeigt einen aus drei Strängen gedrehten Zwirn, was einen runderen Querschnitt des Fadens oder der Schnur ergibt. In diesem Fall wurden die in S-Richtung gedrillten Garne in Z-Richtung gezwirnt.

Mit diesen Techniken lassen sich nicht nur Nähfäden, sondern auch Schnüre, Stricke und Seile herstellen. Mit Knoten an den Enden kann ein etwaiges Auffasern der Schnüre verhindert werden.


Eine relativ einfache Methode des Zusammendrehens eines Fadens ist das Rollen über den Oberschenkel. Man erhält dabei einen in Z-Richtung gezwirnten Faden, der sich aus zwei in S-Richtung gedrillten Garnen zusammensetzt.

Zu diesem Zweck richtet man sich zwei schmale Bündel von Fasern, die aber unterschiedlich lang sein müssen. Die Enden dieser beiden Faserstränge nimmt man in die linke Hand und legt die beiden Stränge in V-Form über den rechten Oberschenkel.

Mit Handfläche und Daumen der rechten Hand werden nun die beiden Stränge dem Oberschenkel entlang nach unten gerollt. Dabei dreht sich jeder der Stränge in S-Richtung ein.

Wenn diese Bewegung vollendet ist, läßt man die Enden in der linken Hand los, woraufhin sich die beiden Stränge in entgegengesetzter Richtung, d.h. in einer Z-Drehung, umeinanderwickeln.

Um einen langen Faden zu erhalten, geht es nun vor allem darum, immer neue Faserstränge in den Zwirn einzuarbeiten, bevor die alten Faserstränge zu kurz dazu werden.

Die neuen Fasern werden entlang des kürzeren der beiden bisherigen Faserstränge angelegt und mit diesem zu einem Strang zusammengedreht.

Dann beginnt der ganze Vorgang von neuem. Man nimmt den Zwirn am Endpunkt der Z-Drehung wieder fest in die linke Hand und legt die beiden Faserstränge erneut in V-Form über den Oberschenkel. Dann rollt man sie wie gehabt den Oberschenkel entlang nach unten, damit beide in S-Richtung gedrillt werden usw.

Weil die beiden Faserstränge, mit denen gearbeitet wird, immer eine unterschiedliche Länge besitzen, werden die neu hinzugefügten Fasern in den beiden Strängen nie an der gleichen Stelle eingearbeitet. Dadurch wird der Zwirn reißfester.


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