DIE KUPFERVERARBEITUNG


Nach der Gewinnung von Kupfer aus Erzgestein kann die Herstellung von Gegenständen aus Metall beginnen.

Ötzls Beilklinge besteht aus 99,7 % Kupfer, 0,22 % Arsen und 0,09 % Silber. Das Metall besitzt also einen fast reinen Kupfergehalt mit geringen Spuren von Arsen. Diese natürlichen Verunreinigungen sind von größtem Vorteil für die weitere Verarbeitung, denn völlig reines Kupfer läßt sich nur sehr schlecht gießen.

Zum Gießen des Gegenstandes muß eine Gußform hergestellt werden. Diese kann aus Stein (Sandstein), Ton oder sogar Holz bestehen. Die Form des Gegenstandes wird mit geeigneten Werkzeugen (Steinmeißel etc.) aus den beiden Teilen der Gußform herausgearbeitet.

Bei der Verwendung von Ton kann auch eine Originalform oder ein aus Holz geschnitztes Modell bei der Anfertigung der Gußformen verwendet werden.

Ein eigener Abluftkanal (Luftloch) dient dazu, daß beim Gießen die Gase entweichen können.

Die beiden Teilformen werden fest zusammengebunden, und die Gußform mit Lehm verstrichen, um sie dicht zu halten.

Die kleinen Kupferbarren oder Kupferkuchen werden nun in einen Schmelztiegel (aus Stein) gegeben und in einer Holzkohleglut erhitzt. Damit der notwendige Schmelzpunkt von über 1000° erreicht wird, muß man wieder auf den Einsatz von Blasebälgen zurückgreifen. Der Sauerstoff wird ununterbrochen über ein Tonrohr ins Holzkohlefeuer geblasen, um die Glut zu entfachen und die extreme Hitze zu erzeugen.

Sowie das Kupfer schmilzt, muß alles sehr schnell gehen. Sollte Asche auf dem flüssigen Kupfer schwimmen, wird sie mit einem Pusterohr weggeblasen, um Verunreinigungen vorzubeugen.

Dann wird das flüssige Kupfer in die vorbereitete, aufrechtstehende Gußform gegossen. Dieser Prozeß ist sehr schwierig. Läuft der ganze Vorgang ruhig ab, kann man damit rechnen, einen brauchbaren Rohling zu erhalten.

Schäumt oder spritzt aber das Kupfer während des Gießens, wird der Rohling kleine Hohlräume (Lunker) enthalten, die ihn für eine weitere Bearbeitung unbrauchbar machen - er ist zu porös. Während sich das Metall beim Erkalten zusammenzieht, können sich solche Hohlräume bilden,wenn das Kupfer beim Schmelzen Sauerstoff aufgenommen hat.

Man erkennt einen unbrauchbaren Rohling leicht an den zahlreichen Poren an seiner Oberfläche. Auch die Kupferklinge von Ötzls Beil ist nicht frei von solchen Fehlern. Ein ziemlich großer Lunker befindet sich am hinteren Ende der Klinge, den der Hersteller der Klinge vorsichtig zu bereinigen suchte.

Sobald sich die Gußform abgekühlt hat, wird sie geöffnet und der Rohling herausgenommen. Nun muß er in einer stundenlangen Arbeit durch Hämmern (Dengeln), Schleifen und Polieren in seine endgültige Form gebracht werden.

Eventuelle Gußgrate und Unebenheiten an den Stellen, an denen die beiden Teilformen aufeinandertreffen, müssen entfernt bzw. geglättet, die Schneide verbreitert und geschärft werden.

Das Schmieden einer Kupferklinge wie bei Ötzls Beil muß aber sehr vorsichtig vor sich gehen. Das Kupfer wird zwar durch das Hämmern gehärtet, aber gleichzeitig besteht auch die Gefahr, daß dabei das spröde Kupfer Risse erhält.

Das Schleifen der Klinge, insbesondere deren Schneide, erfolgt an Steinen und Felsen. Dabei tritt immer mehr die eigentliche rote und glänzende Farbe des Kupfers zum Vorschein, während der Rohling noch eine dunkle, schmutzig-braune Tönung aufweist.


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