DER DOLCH MIT SCHEIDE


Der Dolch

Als überraschend klein entpuppte sich der Dolch, der mit abgebrochener Spitze in unmittelbarer Nähe der Gletschermumie gefunden wurde.

Die Gesamtlänge des Dolchs dürfte nur 13-14 cm betragen haben (ohne Spitze besitzt der Dolch eine Länge von 12,8 cm). Demnach ist die dreieckige Klinge aus Feuerstein im gesamten nur 7 bis 7,5 cm lang.

Die Klinge wurde mit einem Retuscheur aus einem Rohabschlag zweischneidig herausgearbeitet, wobei beide Flächen der Klinge überarbeitet wurden (dieses Verfahren nennt man zweiflächiges Retuschieren).

Die Schneide wurde im Bereich vor der kleinen Heftzunge (auch Klingenzunge oder Schäftungsdorn genannt) an beiden Seiten eingekerbt - in diesen Kerben sitzt dann der Faden der Umwicklung fest, und die Klinge kann nicht mehr verrutschen. Die kleine Klinge wird mit ihrer Heftzunge ungefähr 2 cm tief in einen in den Holzschaft eingeschnittenen Schlitz getrieben. Dabei spaltete sich der Holzgriff etwas auf.

Nun wurde das Ganze mit einem reißfesten Faden aus Tiersehnen fest umwickelt. Die Stärke dieses Materials entspricht in etwa einem heutigen Nylonfaden.

Der ca. 9 cm lange längsgemaserte Holzgriff wurde aus dem Holz der Esche (Fraxinus excelsior), einer elastischen und feinfaserigen Holzart, angefertigt. Der rechteckige Querschnitt des Dolchs beträgt ca. 2 x 1 cm. Am Griffende wurde rundherum eine Kerbe eingeschnitten, in der eine aus zwei Strängen gezwirnte Grasschnur gebunden wurde. Damit konnte der Dolch am Gürtel befestigt werden.


Die Scheide

Die dreieckige Scheide des Dolchs, ein einzigartiges Fundstück, ist 12 cm lang und wurde aus Lindenbast geflochten. Zu diesem Zweck wurde eine Matte aus diesem Material hergestellt, zusammengelegt und an ihrer Längsseite mit einem Grasfaden vernäht.

Die obere Öffnung der Scheide wurde mit einer doppelten Durchflechtung verstärkt. Nach unten folgten in regelmäßigen Abständen sieben weitere horizontale Durchflechtungen, sogenannte Durchschüsse in Zwirnbindung. Am unteren Ende wurde die Scheide mit einem Grasfaden fest zusammengeschnürt, so daß eine spitz zulaufende Scheide entstand.

Zusätzlich wurde an die Längsnaht der Scheide noch ein 8 mm breites Lederband angebracht, mit dem die Scheide an den Gürtel gehängt werden konnte.


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