DER GÜRTEL


Ötzls Gürtel, ein Leibriemen mit aufgenähter Tasche, ist nicht vollständig erhalten geblieben.

Der Gürtel ist zu beiden Seiten der Tasche abgerissen. Dieser Restriemen, das Mittelteil des Gürtels, ist zwischen 4 und 4,8 cm breit und besitzt eine Länge von ca. 50 cm. Er besteht eigentlich aus zwei Lederteilen (25 cm bzw. 28 cm lang), die sich 3,5 cm überlappen und an dieser Stelle miteinander vernäht sind.

Allerdings wurden noch zwei andere Riementeile gefunden, die weitere Bestandteile des Gürtels darstellen. Das erste Teil ist 75 cm lang und 1,5 cm bis 4,3 cm breit, das zweite 57 cm lang und 2,4 bis 4,1 cm breit. Setzt man die Teile zusammen (kleinere Fragmente fehlen), erhält man einen Gürtel von ca. zwei Metern Länge, der in der Mitte fast 5 cm breit ist und dann zu seinen Enden hin immer schmäler wird.

In der Mitte des Gürtels ist ein 20 cm langes und 6 cm breites Lederstück aufgenäht, das die Tasche bildet. Als Nähmaterial werden 4 bis 8 mm breite Lederstreifen verwendet. Die obere Naht der Tasche bleibt in der Mitte ca. 7 cm offen, beide Ränder dieser Taschenöffnung sind mit Ziernähten versehen. Ein weiterer Lederstreifen steht hier 15 cm über, der abwechselnd durch die Schlaufen der Ziernähte gezogen werden kann, um die Tasche zu verschließen.

Alle Teile des Gürtels, d.h. Leibriemen, Tasche und Lederstreifen bestehen aus Kalbsleder.

Der Gürtel ist mit weiteren Heftnähten versehen, die entweder als Verzierung oder Verstärkung dienen. Reparaturspuren, z.B. mit Lederstreifen und Sehnenfäden geflickte Risse, zeigen, daß der Gürtel starker Beanspruchung ausgesetzt war.

Beim Anlegen dieses Gürtels wird das Täschchen auf den Bauch gelegt, während die Riemenenden nach hinten um den Körper geschlungen werden, bevor sie dann vorne unter dem Täschchen miteinander verknotet werden. Der Gürtel mußte also zweimal um den Körper gewickelt werden.

Am Fundstück war auch eine abgerissene Grasschnur angeknotet, die jenem Rest einer Grasschnur entspricht, die am Griff des Feuersteindolches zu finden ist. Vermutlich war auch der Retuscheur mit einer weiteren Schnur am Gürtel festgemacht. Im Gürteltäschchen selbst befanden sich der Klingenkratzer, die Lamellenklinge, der Silexbohrer, die Knochenahle und ein Zunderschwamm.

Zu beiden Seiten der Gürteltasche, in einer Entfernung von jeweils ca. 5 cm, ist der Leibriemen zusammengerafft. Vermutlich waren an diesen beiden Stellen die Beinröhren mittels Lederbändern befestigt.


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